Keurig Green Mountain steht für Konsumenten in den USA für das, was den Schweizern Nestlés Nespresso bedeutet: Der Inbegriff für guten Portionskaffee. Keurig dominiert den Markt der Kaffee-Kapseln in den Vereinigten Staaten.

In den letzten zwei Jahren legten die Aktien der Firma um 83 (2013) und 75 Prozent (2014) zu. Coca-Cola beteiligte sich am Unternehmen aus dem Bundesstaat Vermont mit 17 Prozent. Die Aktionäre jubelten, die Firma setzte letztes Jahr über 4,6 Milliarden Dollar um.

Kundenprotest zeigt Wirkung

Doch in diesem Jahr folgte der Absturz – bisher verloren die Titel im zweistelligen Bereich und sind nun schon fast 60 Prozent leichter als im Vergleichsjahr. Wie Nestlé versuchte Keurig zu verhindern, dass wiederverwertbare Materialen in ihren Portionskaffeemaschinen verwendet werden können. Die Kunden liefen Sturm – und Keurig versprach eiligst Besserung.

Entlassungen treffen Kleinstadt hart

Doch damit ist die Firma noch lange nicht aus dem Schneider - neue Gewitterwolken ziehen auf. Diesen August hat das Kaffeeunternehmen bekannt gemacht, gegen 200 Personen zu entlassen. Der Grossteil wird am Hauptsitz in Waterbury zusammengestrichen. Die Kleinstadt hat sich noch immer nicht vom Verlust von 1100 Jobs erholt, die nach den Fluten des Tropensturms «Irene» verloren gingen.

Mit der Entlassungswelle machte sich die Firma bei den Politikern nicht sonderlich beliebt und nun kommt auch noch ein Steuertrick des Unternehmens hinzu, der sie zur Weissglut treibt. Grund sind zwei unscheinbare Neugründungen in der Schweiz, im Kanton Waadt.

Verschleierung der Beweggründe

Im November letzten Jahres entstanden in Lausanne die Keurig Trading und die Keurig Switzerland. Als der Entscheid publik wurde, behauptete das Management, man wolle mit der Verschiebung des Kaffeehandel-Geschäfts weg vom Hauptsitz in Waterbury hin nach Lausanne in der Schweiz zum globalen Player im Kaffeehandel aufsteigen. Von Lausanne aus wolle man den europäischen Markt beackern und von den erfahrenen Schweizer Kaffeehändlern profitieren, denn hier wird ein grosser Teil des weltweiten Kaffeehandels abgewickelt.

Nun berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass beim Entscheid zum Wechsel in die Schweiz aber das Steuersparen ein Schlüsselargument war. In der Schweiz werden rohe Kaffeebohnen billig eingekauft und dann teuer in die Vereinigten Staaten an andere Keurig-Firmen verhöckert, wo die Bohnen dann geröstet und verkauft werden. Das bewirkt, dass die effektiven Gewinne Keurigs in die steuergünstige Schweiz wandern.

Starbucks tut es auch

Dieser Trick ist völlig legal, weil der amerikanische Kongress 1975 Ausnahmeregelungen für die vier Rohstoffe Schwarzer Pfeffer, Kakao, Kokosnuss und Tee ermöglichte - später kamen dann noch Kaffee, Bananen und Kautschuk dazu.

Die Kaffeekette Starbucks ist genau wegen solchen Steueroptimierungen schon länger ins Visier von Behörden in den USA, Europa und China geraten. Recherchen von handelszeitung.ch zeigten, dass Starbucks auch in der Schweiz praktisch keine Steuern abliefert. Seit der amerikanische Staat verschiedene Steuerschlupflöcher zu stopfen versucht, geraten Privilegien, wie sie Starbucks oder Keurig geniessen, zunehmends unter Beschuss.

Auf eine Anfrage zum Steuersparmodell verwies die Schweizer Keurig-Niederlassung ans US-Mutterhaus. Dort blieb sie bis zum Publikationszeitpunkt unbeantwortet.

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