Zuerst war es «nur» ein Investment für Peter und Birgit Kolb: Sie erwarben 2001 ein Grundstück am See in Konstanz, auf dem das Parkhotel und das Hotel Siber mit einem Gourmetrestaurant standen. Als die Pächter in Pension gingen, beschlossen Kolbs, selber Gastgeber zu werden. Aber für einen wirtschaftlichen Betrieb musste das Hotel vergrössert werden. So wurde das Park- hotel abgebrochen und ein Neubau L-förmig um die Jugendstilvilla des ehemaligen Hotels Siber erbaut, mit einer zweistöckigen Verbindung zwischen Alt- und Neubau.

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Das Architekturbüro Philippe Grath, Ravensburg, erschuf den Neubau im Stil eines Pavillons, dessen Leichtigkeit die Jugendstilvilla optisch nicht «erschlägt». Er umfasst 45 Zimmer von 25 bis 70 m², davon drei Suiten, das Riva Restaurant mit Lounge, Bar und Terrasse, ein Spa, einen ganzjährig beheizten Swimmingpool - mit sensationellem Blick auf den Bodensee - auf dem Dach und vier Veranstaltungsräume für 12 bis 80 Personen. In der Villa werden zurzeit sechs grosse Zimmer und wieder ein Gourmetrestaurant eingerichtet.

Im Winter wird Wärme zu Eis

Das Fünfsternehotel bedarf heute einer Klimaanlage. «Aber wir wollten den Energiebedarf in Grenzen halten», erläutert Peter Kolb, der sich als Maschinenbauingenieur auch intensiv mit Energiefragen befasst. Aus den Diskussionen mit den Gebäudetechnik-Ingenieuren von Sulzer GmbH & Co. KG in Vogt entstand die Idee mit dem Eisspeicher und der Gas-Wärmepumpe - «und dann hat sich das Ganze einfach weiterentwickelt», so Kolb. Ein 300-m³-Erdspeicher - hier wird die Wärme oder Kälte über die Jahreszeiten «gerettet» - hat ja nun beträchtliche Dimensionen, und doch konnte er relativ einfach untergebracht werden. Für den Neubau musste nämlich die bestehende Tiefgarage ergänzt und eine neue Einfahrt geschaffen werden. So musste der Bagger nebenan einfach noch ein bisschen weiter buddeln, und schon war der Speicher «versorgt».

Vier 35-kW-Gas-Absorptionswärmepumpen beziehen nun ihre Umweltwärme in erster Priorität aus dem Erdspeicher, bis dessen Wasser zu Eis gefroren ist. Weil es dann nichts mehr zu holen gibt, kommen anschliessend Erdregister zum Zug, die rund um den Erdspeicher platziert sind, und in dritter Priorität Absorberflächen auf dem Dach des Neubaus.

Der Vorlauf der Wärmepumpen speist vier 925-Liter-Vierschichten-Pufferspeicher; an diese geht auch die Abwärme der Küchenkälte. In diese Speicher sind je vier Wärmetauscher zur Vorwärmung des Warmwassers integriert. Ein 450-kW-Kessel mit Gas-Gebläsebrenner heizt dann das Warmwasser auf 65°C nach, bevor es in einen 500-Liter-Boiler gelangt. So wird das Legionellenrisiko ausgeschaltet. Die Warmwasserleitungen sind so durchs Gebäude gezogen, dass sie direkt bei den Verbrauchern vorbeiführen. So vermeidet man «Totleitungen», in denen sich Legionellen bilden könnten. Der Kessel deckt zudem die Spitzenlast der Heizung ab, wenn nötig.

Die Heizwärme aus den Speichern wird über Bodenheizung an die Räume verteilt, den Monoblöcken der Klimaanlage zugeführt sowie über Wärmetauscher ans Schwimmbad abgegeben.

Grundkühlung über Bodenheizung

Im Sommer werden die Gas-Absorptionswärmepumpen auf Kühlen umgeschaltet - sie leisten dann je 17 kW. Der Erdspeicher dient nun als Rückkühler; das Eis taut auf, das Wasser erwärmt sich, und so leistet die Kühlung über die Absorber einen Beitrag zur Heizung im nächsten Winter. Genau wie im Winter kommen auch im Kühlbetrieb der Gaswärmepumpe nach dem Erdspeicher in zweiter Priorität die Erdregister und dann die Dachabsorber als Rückkühler dran.

Die Kälte geht zuerst an einen Kältespeicher von 4000 l. Dieser sorgt, ebenso wie die Wärmespeicher, für lange Laufzeiten der Absorber und damit für einen energieeffizienten Betrieb. Absorber «lieben» nämlich ständiges Ein- und Ausschalten gar nicht, die Heizzahl von gegen 1,5 würde sich kaum einstellen.

Die Grundkühlung des Hotels erfolgt über die Bodenheizung, die dann mit etwa 19-20 °C Vorlauf und einer Temperaturdifferenz von höchstens 4 °C betrieben wird. Dazu kommt die Klimatisierung über Luftkühlung; dafür sind die Monoblöcke zuständig.

Wenn die Villa mit dem Gourmetrestaurant in Betrieb geht, wird ergänzend noch eine elektrische 100-kW-Split-Kältemaschine installiert, die ihre Abwärme ebenfalls an den Erdspeicher liefert.

Markante Klima-Steigerung

Das Wohlfühlklima steigert in der Hotellounge ein Erdgas-Cheminée - einfacher, sauberer Betrieb per Fernbedienung. Umluftventilatoren sorgen dafür, dass die Wärme des Cheminées auch der Heizung zugute kommt. Sämtliche Speicher, Verteiler und Geräte sind mit Messgeräten ausgestattet. Dies einerseits für die Steuerung und Überwachung der Anlage vom Computer aus, andererseits für eine wissenschaftliche Begleitstudie einer deutschen Universität.