Sie haben die Dividende 2023 erhöht. Was ist die Dividendenpolitik für die nächsten Jahre?

Adalbert Lechner: Grundsätzlich streben wir eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent an. Da waren wir in diesem Jahr leicht drunter. Das Ziel ist natürlich weiterhin, dass die Profitabilität steigt. In den letzten 29 Jahren konnte Lindt & Sprüngli die Dividende steigern und wir wollen die Dividende auch in den kommenden 29 Jahren kontinuierlich erhöhen.

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Das aktuelle Aktienrückkaufprogramm läuft im Sommer aus. Legen Sie dann ein neues Programm auf?

Das ist noch nicht entschieden. Wir schliessen jetzt mal das eine ab. Danach werden wir darüber informieren, ob es ein neues gibt.

Sie haben einen Volumenrückgang von einem Prozent zu beklagen. Die Preise wurden andererseits um 10 Prozent erhöht. Sind die Kunden zurückhaltender geworden?

Das letzte Jahr war nicht primär von den Preiserhöhungen der Schokoladeindustrie beeinträchtigt, sondern wir haben eine allgemeine Inflation von den Nahrungsmitteln bis zu den Energiekosten gesehen. Das waren alles wesentliche Kosten, die natürlich viel schwerer wiegen für die Konsumenten. Und deswegen gab es eine gewisse Kaufzurückhaltung. Die Konsumentenstimmung war relativ verhalten. Erst gegen Ende des zweiten Halbjahres haben wir dann wieder eine Erholung gesehen.

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Wie geht es weiter?

Uns stimmt zuversichtlich, dass dieser Volumenrückgang nur aus dem ersten Halbjahr resultiert. Wir hatten im zweiten Halbjahr eine Beschleunigung gesehen, also ein flaches Volumen gehabt. Und wir erwarten, dass das Volumen auch in diesem Jahr wieder wachsen wird. Insgesamt kann man sagen, dass trotz einer doch für unsere Verhältnisse deutlichen Preissteigerung die Konsumenten nicht auf ihre Lieblingsschokolade verzichtet haben.

Wie hat sich der starke Franken ausgewirkt?

Der starke Franken hat uns vom organischen Wachstum, das bei 10,3 Prozent lag, mehr als 5 Prozentpunkte gekostet. In Lokalwährung hatten wir ein Wachstum von unter 5 Prozent ausgewiesen.

Die Kakao-Preise notieren auf Rekordhoch. Werden Sie die Preise weiter erhöhen müssen?

Der Kakaopreis war immer Schwankungen unterworfen. In der Vergangenheit war das vielfach auch der Spekulation geschuldet. Jetzt sehen wir ganz klar, dass es fundamentale Gründe für den Preisanstieg gibt. Es gibt Ernteausfälle in Westafrika, insbesondere in der Elfenbeinküste, aber auch in Ghana. Sie sind bedingt durch das Wetterphänomen El Niño, welches sich negativ auf die Ernten auswirkt. Gleichzeitig gibt es auch Pflanzenkrankheiten, die ein bleibendes Problem sind. Aber diese Wetterkapriolen, das sollte ein temporäres Phänomen sein.

Erwarten Sie eine Erholung bei den Ernten?

Wir haben die Hoffnung, dass die Ernten in Westafrika sich wieder erholen, da wir in den letzten drei Jahren fundamentale Defizite hatten. Das erklärt die hohen Preise. Sollten die Ernten wieder anziehen in den kommenden Jahren, sollte sich auch der Preis hoffentlich etwas reduzieren.

Sichern Sie die Einkäufe von Kakao auf dem Terminmarkt ab?

Wir haben entschieden, uns langfristig mit Kakao frühzeitig einzudecken. Unsere Lager sind voll mit Kakaobohnen, um auch die Verfügbarkeit sicherzustellen. Aber natürlich auch, um uns preislich abzusichern, damit wir im Jahr 2024 nicht zu stark davon betroffen sind. Wenn sich für 2025 nicht gravierend etwas verändert, werden wir aber wahrscheinlich wieder gezwungen sein, die Preise zu erhöhen.

Wie stark steigen die Preise für Schokoladenprodukte im Laden im laufenden Jahr?

2024 sehen wir eine deutlich niedrigere Preiserhöhung, als dies im Jahr 2023 der Fall war. Wir gehen davon aus, dass diese im mittleren einstelligen Bereich zu stehen kommt.

Sie haben ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent veranschlagt sowie eine Gewinnverbesserung von 20 bis 40 Basispunkten. Wie viel kommt von den Preiserhöhungen und wie viel vom Volumenwachstum?

In diesem Jahr sind wir auf gutem Weg. Für die kommenden Jahre gehen wir davon aus, dass es auch nachhaltig eine Inflation in der Grössenordnung zwischen 2 und 3 Prozent geben wird. Und der Rest sollte über Volumensteigerung kommen.

In Deutschland sind Sie unterdurchschnittlich gewachsen mit einem Plus von 7 Prozent? 

Wir sind mit 7 Prozent in Deutschland durchaus zufrieden. Das ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt, der deutsche Konsument ist einer der preissensibelsten in Europa. Ebenso sind die Lebensmittelpreise im europäischen Vergleich am niedrigsten und der Hard-Discount ist dort am stärksten. Das heisst, die Ausweichmöglichkeiten für den Konsumenten sind sehr gross. Wir haben bewiesen, dass die Marke Lindt & Sprüngli so beliebt ist, dass uns die Kunden auch in schwierigen Zeiten die Stange halten.

Frankreich fiel mit 5 Prozent noch stärker ab.

Frankreich würde ich ähnlich bewerten. Frankreich ist ein Markt, wo wir sehr stark in Tafelschokolade sind und die Marktführerschaft inne haben. Bei Tafelschokoladen haben wir gesehen, dass doch die eine oder andere billige Marke ein bisschen stärkeren Zulauf hatte. Aber bei den Geschenkprodukten zu Ostern oder zu Weihnachten blieb die Nachfrage gewohnt hoch. 

Mit Lindor-Kugeln erzielt Lindt & Sprüngli den höchsten Umsatzanteil. Warum?

Lindor ist ein einzigartiges Produkt. Es bietet einen unendlich zart schmelzenden Genuss (lacht). Und wer es einmal probiert hat, der lässt auch nicht gerne davon los, auch wenn der Preis um ein paar Rappen höher ist. Lindor ist 2023 um 13 Prozent gewachsen – und das nach vielen Jahren in Folge mit zweistelligem Wachstum. Es ist mit Abstand unsere grösste Marke, egal ob in Nordamerika, Europa oder auch im Rest der Welt. Entsprechend gehen wir mit Lindor zuerst in neue Märkte, da die Kugeln von China bis Kanada und Brasilien sofort Anklang finden. 

Thomas Daniel Marti
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