Seit dem Erstflug der Airline Swiss im Jahr 2002 hat wohl kaum ein Schweizer Transportunternehmen schon weit vor der Betriebsaufnahme für so viel Schlagzeilen gesorgt wie der Schweizer Inland-Fernbus: Konzessionserteilung ans kleine Unternehmen Domo, Verschiebung des Starts, Übernahme durch Eurobus – das waren die bisher wichtigsten News-Stationen. Die Neuigkeit von heute überstrahlt dabei alles: Dass der deutsche Fernbus-Titan Flixbus quasi durchs Hintertor in die Schweizer Inland-Fernbus-Szene hereinrollt, ist ein Knüller. Und ein cleverer Schachzug der Schweizer.

Denn der Deal mit Flixbus ist mehr als eine Vertriebspartnerschaft. Es ist ein Nichtangriffspakt. Flixbus fährt mit seiner Technologie zwar mit beim Schweizer Fernbus-Venture – stellt aber keine Gefahr mehr dar im Inland. Die Deutschen streben selber keine Konzession an. In Gesprächen, die seit Ostern 2018 liefen und dann zügig Fahrt aufnahmen, konnten die Schweizer einiges erreichen. Und vor allem die grösste Drohkulisse niederreissen: Dass Flixbus mit eigenen Schweizer Inland-Routen die Tarife in den Boden und damit Eurobus an die Wand gefahren hätten.

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Wer nicht mitmacht, wird weggedumpt

Wie sehr die Deutschen einen Markt aufrollen können, zeigte sich zuletzt vor einem Jahr in Österreich. Die dortige Bundesbahnen ÖBB lancierten mit «Hellö» einen eigenen Fernbus. In der Folge fuhr der deutsche Fernbus-Quasi-Monopolist Flixbus den Bähnlern mit so tiefen Preisen in die Parade, dass die ÖBB aufgeben mussten. Und ihr «Hellö» an Flixbus verkauften.

Diese Gefahr ist hierzulande schon vor dem Start von Eurobus gebannt. In original eidgenössischer Vorgehensweise: Zähmung by Eingemeindung. Damit können – und müssen – sich die Schweizer jetzt auf ihr hauptsächliches Vorhaben konzentrieren: Den ersten Inland-Fernbus qualitativ hochstehend und fahrplansicher auf die Strasse zu bringen. Ob ein Schweizer Fernbus tatsächlich einem Bedürfnis entspricht, wird jetzt zu beweisen sein. Ob und wie gewinnbringend das geschehen kann, ebenfalls.

Andreas Güntert
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