Die Erhöhung der Tabaksteuer um 50 Rp. pro Päckchen hat im letzten Jahr manchem Raucher die Lust an der Zigarette vermiest», sagt Marc Fritsch, Pressesprecher von Philip Morris Schweiz. Die Folge: 2005 wurden in der Schweiz 6% weniger Zigaretten geraucht.

Vom Rückgang betroffen waren ausschliesslich Marken der Tabakmultis Philip Morris, British American Tobacco (BAT) und Japan Tobacco International (JTI). Sie verzeichneten mengenmässig gar ein Minus von 10%.

*Steuern fressen Margen*

Alarmierend sind die Einbussen für die drei Grossen allerdings noch nicht. Sie behaupten zusammen weiterhin einen Marktanteil von 90%. Philip Morris und BAT besetzen dabei je 40%, JTI 10% des Zigaretten-Terrains. Zudem konnten die Hersteller den Rückschlag im Schweizer Geschäft durch einen auf 30 Mrd Zigaretten (+ 24%) gesteigerten Export mehr als kompensieren.

Beunruhigender ist der rückläufige Konsum hingegen für den Handel, zumal es sich um einen langjährigen Trend handelt. Valora zum Beispiel, deren Kioske 17% aller Zigaretten in der Schweiz verkaufen, erlitt mengenmässig eine Einbusse von 8%. Pressesprecherin Stefania Misteli macht dafür vor allem das Rauchverbot in den SBB-Zügen verantwortlich.

Zwar geben die Raucher wegen der Preisentwicklung heute mehr Geld aus als vor zehn Jahren, 500 statt 430 Fr. pro Kopf. Valora konnte so im vergangenen Jahr den Umsatz halten. Verschlechtert hat sich jedoch die Ertragssituation. 63% des Verkaufspreises fliessen dem Staat zu. Der Branche bleiben vom 3,5-Mrd-Geschäft weniger als 1,5 Mrd Fr. übrig.

Im Vergleich zu den Nachbarländern sind in der Schweiz die Margen aber immer noch komfortabel. Genug Spielraum also für die Händler, um Eigenmarken zu lancieren, die bis zu anderthalb Franken günstiger sind. So hat Valora im letzten Jahr die Billigzigarette «Batton» erfolgreich auf den Markt geworfen. Bei Denner, dem nach der Integration der Pick-Pay-Läden deutlich grössten Zigarettenverkäufer der Schweiz, wurden die eigenen «Romiennes» und «Convent» zu eigentlichen Rennern. Auch Coop hat mit «Magnum» und «Gold Cup» günstige Eigenmarken und tätigt damit immerhin ein Achtel des gesamten Zigarettenumsatzes.

Rund 40% der Zigaretten werden über den Lebensmitteldetailhandel, 30% an Kiosken und in Tabakwarengeschäften sowie je 15% in der Gastronomie und an den Tankstellen abgesetzt. «Der Absatz ist bei uns seit Jahren rückläufig», sagt Isabelle Thommen von BP Schweiz. Zigaretten sind aber weiterhin ein wichtiger Teil des Geschäfts der Tankstellenshops. Bei Coop Pronto etwa machen die Glimmstengel immerhin 22% des Umsatzes aus.

*Grosse reagieren mit Rabatt*

Gegen den Konsumrückgang und gegen die wachsende Konkurrenz durch Billigmarken haben Philip Morris und BAT in den letzten Monaten mit Preisnachlässen von 10 bis 50 Rp. pro Päckchen reagiert. Darüber ärgert sich Philippe Vaillat, Leiter des Nationalen Programms für Tabakprävention beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Er ist überzeugt, dass jede Preissenkung den Konsum gerade für Jugendliche attraktiver macht.

«Mit dem Preiskampf durchkreuzen wir natürlich die Vorstellungen der Gesundheitspolitiker», gibt Fritsch offen zu. Philip Morris erwägt zudem, bald selber Billigmarken zu produzieren. Und für den im letzten Jahr lancierten Schnitttabak soll an den Plakatwänden künftig noch mehr geworben werden. Zudem betonen an den Litfasssäulen die Tabakmultis neuerdings das Preisargument. Das alles zeigt, dass das Klima an der Raucherfront aggressiver wird.

*Toleranz schwindet*

Drei Viertel der Schweizer sind laut einer Umfrage vom Dezember 2005 im Auftrag des Waadtländer Universitätsinstituts für ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Auch die jüngste Abstimmung im Tessin signalisiert, dass in der Schweiz die Toleranz der Nichtraucher gegenüber den Rauchern schwindet.

Die Opposition gegen den Nikotinkonsum steigt weiter. Auch die Billigraucher, die 2005 auf Selbstgedrehte ausgewichen sind (+ 32%), werden sich nicht lange ihres Glücks freuen können: Der Schnitttabak, heute noch siebenmal tiefer besteuert als Zigaretten, soll teurer werden. Die Revision des Tabaksteuergesetzes sieht vor, die Mindeststeuer auf Schnitttabak von 9.90 Fr. auf 50 Fr. pro kg anzuheben.

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