Das Restrukturierungsprogramm Simplex sorgt bei der ZKB nicht nur für grosse Unruhe, sondern auch für rote Köpfe – bis hinauf in die Teppichetage. Unternehmenschef Martin Scholl entliess kürzlich zwei Mitarbeiter, weil sie sich im Internet kritisch über ihn geäussert hatten. Das bewegt die Öffentlichkeit. Eine Leserumfrage von handelszeitung.ch zum Fall der Entlassungen bei der ZKB zeigt, dass von mehr als 300 Befragten eine Mehrheit diese Vorgehensweise als falsch beurteilt.

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«Ein Chef muss solche Stimmen akzeptieren können, sonst gehört er nicht an die Spitze», antworteten 60 Prozent der Leser. Weitere 26 Prozent der Teilnehmer finden zumindest, dass Illoyalität zwar nicht tolerierbar sei, Scholl jedoch in diesem kleinen Fall überreagiert hat. Lediglich 14 Prozent befürworten das Handeln des Konzernchefs: «Scholl handelte korrekt. Das Verhalten der Mitarbeiter war illoyal und daher untragbar».

Vorschriften der Grossbank

Letzte Woche wollte sich die ZKB nicht zum Fall äussern: «Wir lassen uns mit ‹kein Kommentar› zitieren». Mittlerweile will die Staatsbank aber doch Stellung beziehen. Die beiden Mitarbeitenden hätten gegen «mehrere interne Weisungen verstossen sowie die Treue- und Sorgfaltsverpflichtung verletzt», schreibt das Unternehmen. Ausserdem sei es vorgeschrieben, wie die Angestellten im Umgang mit elektronischen Kommunikationsmitteln vernünftig umzugehen hätten. Bei einem Verdacht auf Regelverletzung dürfe die ZKB die Mitarbeiter überwachen.

In der ganzen Sache scheint es, als wären diese Vorschriften den Kommentarschreibern nicht klar genug gewesen. Wie denn auch, wenn Rufschädigung nicht explizit als Grund genannt wird und die Regelungen allgemein gefasst sind, wie die ZKB in ihrer Pressemitteilung schreibt. Eines sagt sie immerhin ganz klar: «Privates soll klar von Geschäftlichem getrennt werden. Zudem darf keine Stellungnahmen zu kritischen Inhalten abgegeben werden», sagt Pressesprecher Diego Wider.

Gesunder Menschenverstand

Der Fall wird die Leute bestimmt noch eine Weile in Aufruhr versetzen. Wie legitim die Verfolgungsjagd von Scholl auf die beiden Mitarbeitenden ist, lässt sich schwer beurteilen. Klar ist, dass der Fall einmal mehr zeigt, wie heikel der Umgang mit elektronischen Kommunikationsmitteln ist. So endet die Pressemitteilung der Grossbank mit folgenden Worten: «Wichtig ist, dass die Zürcher Kantonalbank dabei an den gesunden Menschenverstand appelliert.»