Der beste Verkäufer seiner Produkte ist der Chef selber. Karl Zünd legt kaum einmal eine Atempause ein, kommt er auf die von seinen Mitarbeitern entwickelten und gefertigten Plotter zu sprechen. Zum Nachteil hat die ausgeprägte Beredtheit dem 56-jährigen Patron nie gereicht, ganz im Gegenteil. Noch vor fünf Jahren wurde der Name Zünd kaum im gleichen Atemzug mit dem Wort Systemtechnik genannt, inzwischen ist das Unternehmen weit über die Branchenbarrieren hinaus bekannt, als weltweit führender Produzent von multifunktionalen Präzisions-Flachbettplottern.

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Was Plotter so alles können

Der Chef - und mit ihm die Firma - wird nun des öftern geehrt, ausgezeichnet, interviewt und porträtiert, denn die Geschichte der Zünd Systemtechnik AG ist eine Erfolgsstory mit Weltkapiteln, geschrieben im beschaulichen Altstätten. Ein grundlegendes Problem indes bleibt dem Ex-KV-Stift trotz wirtschaftlichem Erfolg und seiner Beredtheit: «Was wir an Maschinen herstellen, ist so vielseitig, dass es dafür eigentlich gar keine Bezeichnung gibt.»

Ein Plotter ist ein Plotter ist ein Plotter. Ein Blick in Dudens Fremdwörterbuch verspricht kurzzeitig Abhilfe, steht da doch zwischen Plosivlaut und Plumban: Plotter Gerät zur automatischen graphischen Darstellung bestimmter Linien, Zeichen, Diagramme o.ä.. Nun denn, so einfach wär das also. Oder etwa doch nicht?

Weil Zünd, einst gewiefter Verkäufer massiver Bäckereianlagen, nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch ein Mann der Tat ist, führt er lieber aktiv vor Augen, von was er spricht. «UVjet 215-Combi» heisst das Flaggschiff der Maschinenpalette - ein hypermodernes Arbeitstier, das versehen mit dem entsprechenden Kopf in der Lage ist, Trägermaterial zu bedrucken, es zu schneiden, scannen, stanzen, fräsen, perforieren oder was auch immer gerade erwünscht ist. Abnehmer des multifunktionalen Flachbrett-Plotters - oder eben Cutters respektive Scanners respektive Printers - sind die Textilbranche, grafische Betriebe und industrielle Werkstätten.

Auf die mannigfaltige Verwendbarkeit der modulartig zusammenstellbaren Bearbeitungssysteme weist die Referenzliste des Familienunternehmens hin. Zur Kundschaft gehören Hugo Boss ebenso wie BMW, Gillette genauso wie die Migros, der Südwestfunk oder etwa Toshiba. «Die breite Spanne an Abnehmern gewährt uns auch in Krisenzeiten Sicherheit, sie erlaubt uns, die Risiken des Marktes abzufedern», weiss Zünd, der Rheintaler Unternehmer des vorangegangenen Jahres, diesen Vorteil zu schätzen und zu nutzen. «Es ist einer meiner Leitsätze, diese Diversifizierung konsequent durchzuziehen», sagt er.

So verwundert es denn auch nicht, dass das 1984 als Einmannbetrieb gegründete Unternehmen selbst in wirtschaftlich struben Zeiten den Rank elegant hinkriegt. Für das letzte Jahr zum Beispiel bedeutete dies konkret eine Umsatzsteigerung um 50%, von 40 auf 59 Millionen Franken. Gleichzeitig konnte die Mitarbeiterzahl von 85 auf 107 aufgestockt werden. Und für dieses Jahr siehts dank dem Tausendsassa UVjet 215-Combi (Preis: 250000 Fr.) ebenfalls rosig aus. Der Bestelleingang bewegt sich auf hohem Niveau, und bei den Produktionskapazitäten rechnet der Chef mit voller Auslastung.

Dennoch, so betont Zünd, würden er und die Firma auf dem Boden der Realität bleiben, gebe es keinen Grund, von seinem zweiten Grundsatz abzuweichen, der da lautet: «Nicht schneller Gewinn und Wachstum stehen im Vordergrund, erstrangig ist der Erhalt sowie die Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze.» Der Name Zünd auf jeden Fall dürfte auf längere Zeit hinaus nicht alleine auf dem Firmenschild stehen, sondern auch in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen sein. Von drei Zünd-Kindern sind deren zwei Herren, und beide arbeiten in der Zwischenzeit im familieneigenen Betrieb.

Nähe zu Zulieferern

Die Zünd AG lebt zu 99% vom Export. Als ein Unternehmen mit weltweitem Leaderstatus käme eine Dislokation des Hauptsitzes näher an die internationalen Märkte, an eine repräsentative Adresse, wohl nicht allzu überraschend; für den in Altstätten geborenen und aufgewachsenen Firmengründer jedoch kommt ein solcher Schritt nicht in Frage. Dies manifestiert sich nicht zuletzt in einem transparenten Neubau, den die Belegschaft im letzten Sommer beziehen konnte und dessen architektonischem Ursprung eine Idee von Karl Zünd persönlich zugrunde liegt.

Aber auch das wirtschaftliche Umfeld stimme, insbesondere was die Lieferanten betreffe, betont der Hobby-Öko-Gärtner. Über ein Dutzend Zulieferer befinden sich im Umkreis von 20 Kilometern, 80% der für die Produktion der Zünd-Maschinen benötigten Komponenten werden von Kleinbetrieben im St.Galler Rheintal hergestellt. «Wir sind hier so etwas wie das Silicon Valley der Schweizer Feinmechanik», weiss Zünd.

KMU-Profil

Gründung: 1988 durch Karl Zünd

Umsatz 2002: 59 Mio Fr.

Beschäftigte: 107

Produkte: Entwicklung und Herstellung von Präzisionsplottern und cuttern

Firma: Zünd Systemtechnik AG , Industriestrasse 8 , 9450 Altstätten

Internet: www.zund.com