Die grösste Töffmesse der Schweiz, die Swiss-Moto, öffnet dieses Wochenende ihre Tore. Im Vorfeld wurde kräftig die Werbetrommel gerührt. Von den Plakaten für «den grössten Schweizer Treffpunkt der Motorradbranche» lächelt dem Publikum auch eine adrette Dame mit Schweizer Tächlikappe entgegen. Ihre Latzhose zitiert gut sichtbar das rotweisse Logo «Z.A.R.U.'s House Messebau». Die Firma gehört einem Mitglied des umstrittenen Motorradclubs Hells Angels.

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Veranstalter der Show ist der börsenkotierte Messekonzern MCH Group. Er gehört knapp zur Hälfte den Steuerzahlern – die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Zürich sowie die Stadt Zürich halten zusammen 49 Prozent des Aktienkapitals. Entsprechend nehmen Regierungsräte im Verwaltungsrat Platz. Für den Kanton Zürich ist dies etwa FDP-Regierungsrätin Carmen Walker-Späh, die Stadt Zürich vertritt SPler André Odermatt.

Vom Kunden zum Partner

Wie kommt ein Exponent der Hells Angels, einer Organisation, die regelmässig die Schweizer Justiz beschäftigt und damit Steuergelder verschlingt, zu diesem Werbeplatz? Die Messeleitung sagt, sie habe auf den Plakaten «auch die Logos unserer Medienpartner und Standbaupartner abgebildet». Und: «Die Aufträge werden primär an Schweizer Firmen vergeben, die mit ihrem Angebot unsere Bedürfnisse vollumfänglich befriedigen können.»

Damit hat es der Messebauer Marcel Zaru weit gebracht: Vertrat er früher nur den Aussteller «Big Red Machine» (eine Anspielung auf den Motorradclub Hells Angels) auf der Swiss-Moto, mischt das Hells-Angels-Mitglied damit auch prominent an der wichtigsten Töffmesse der Schweiz mit und hat sich einen Partner mit Weltruf geangelt. Ob Baselworld, Züspa, Giardina oder die Art Basel in Miami Beach – wenn in der Schweiz und im Ausland grosse Messen ihre Tore öffnen, hat oft der Veranstalter MCH Group die Finger im Spiel.

«Keine aktive Rolle»

Wie es die Messe Schweiz als halbstaatliches Unternehmen mit ihren Geschäftspartnern hält, sagt ein Pressesprecher: «Alle abgebildeten Partner sind ordnungsgemäss eingetragene Firmen, mit welchen wir in einem geschäftsüblichen Auftragsverhältnis stehen. Die privaten Beziehungen oder politische Einstellungen von Einzelpersonen erachten wir als Privatsache, solange diese nicht gegen geltendes Recht verstossen.»

Und: «Der Motorradclub Hells Angels spielt an der Swiss-Moto keine aktive Rolle. Selbstverständlich sind an der Motorradmesse Swiss-Moto beziehungsweise der Swiss-Custom alle Motorradclubs willkommen, sofern sie sich an unsere Hausregeln halten.»

Geschäftstüchtige Biker

Die Mitglieder des Charters Riverside in Buchs/SG scheinen besonders geschäftstüchtig zu sein. Im Jahr 2000 kapitalisierte Marcel Zaru mit anderen Hells Angels die Red & White Security mit, die sich heute Red & White Immobilien nennt und deren Exponenten im Häuserhandel tätig sind. Charterpräsident Peter Heeb sitzt im Energydrink-Unternehmen Eigthy-One-Switzerland, das Töff-Talent Dominic Schmitter sponsert.

Ein weiterer prominenter Hells Angel liess sich im Rheintal nieder: S. gründete 1993 einen Töffshop, nachdem er den Vereinigten Staaten den Rücken kehrte. Dort hatte er Riesenärger, denn während der Operation «Cacus» des FBI bei Hells-Angels-Gründer Sonny Barger wurde ihm der Handel mit der Bikerdroge Methamphetamin nachgewiesen. Dafür verdonnerten ihn die Richter zu einer Fünfjahresstrafe mit drei Jahren Bewährung.

Revierkämpfe

Trotz des wirtschaftlichen Erfolges hängt offenbar der Segen im Rheintal etwas schief: Im Herbst 2015 wurde bekannt, dass ein Brand im Lokal der Hells Angels Riverside nicht etwa wegen einem technischen Defekt erfolgte, sondern auf Brandstiftung zurückzuführen war. Die Medien spekulierten daraufhin über einen «internen Vorfall».

Seit 2010 müssen sich die Hells Angels in der Schweiz zunehmender Konkurrenz anderer so genannter 1%er-Clubs stellen. Mit den «Outlaws» kam es im Aargau mehrmals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dies änderte aber nichts daran, dass die «Outlaws» nach ihrem ersten Ableger in Baden inzwischen auch im Wallis heimisch geworden sind. Umso intensiver bemühen sich die Höllenengel, im Schnellzugstempo in der ganzen Schweiz weitere Ableger auf die Beine zu stellen, um allfällige Konkurrenten schon im Voraus abzuschrecken.