Der CEO von Leclanché, Anil Srivastava, möchte nicht danach beurteilt werden, was in den letzten zwanzig Jahren alles schieflief beim Batteriehersteller aus Yverdon-les-Bains. «Als ich 2014 anfing, war die Firma am Boden. Es gab kein Produkt, keine Kunden.» Der Umsatz lag bei mickrigen 10 Millionen Franken, bei einem Verlust von über 20 Millionen Franken. Solche Zeiten sollen nun definitiv vorbei sein. Weniger Schulden, neue Kooperationen und internationale Expansion. Bereits in zwei Jahren will Srivastava schwarze Zahlen schreiben. «2020 schaffen wir den Turnaround

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Endlich ein marktfähiges Produkt

Srivastanas Ziel bei seinem Amtsantritt 2014: die Produktpalette von Leclanché ausbauen. Man habe grosse Investitionen tätigen müssen, um ein marktfähiges Gesamtprodukt entwickeln zu können, so Srivastana. Der Inder wandelte Leclanché von einem reinen Hersteller von Batteriezellen zum Anbieter umfassender Energiespeicher-Lösungen. Das heisst: Von der Batteriezelle über das Modul bis zum fertigen Akkupack samt Softwarelösungen bietet Leclanché heute alles.

Und genau darin unterscheide man sich von den Batterie-Giganten aus Asien, sagt Srivastava. Diese wollten weder Zeit noch Geld verschwenden, um spezifische Sonderanfertigungen herzustellen. Sie konzentrierten sich auf die reine Massenfertigung von Zellen. «Firmen wie Panasonic oder LG Chem haben einen grossen Binnenmarkt, den wir nicht haben. Also mussten wir uns etwas anderes überlegen», sagt Srivastava. Jetzt steht viel auf dem Spiel. Im Vorfeld der Generalversammlung am 11. Dezember muss er die Aktionäre von seinen Plänen überzeugen.

Umsatzverdopplung ist teuer erkauft

2018 scheint es tatsächlich bergauf zu gehen. Im ersten Halbjahr erreichte Leclanché eine Verdopplung des Umsatzes auf 22,3 Millionen Franken. Damit liegt man auf Kurs, das Umsatzziel von 40 bis 50 Millionen zu erreichen. Allerdings: Der Umsatz ist teuer erkauft. Srivastava musste viel Geld investieren. Der Schuldenberg wuchs von anfangs 17,7 Millionen auf über 100 Millionen Franken. «Leclanché ist über hundert Jahre alt, aber eigentlich sind wir ein Startup», sagt Srivastana. 2020 soll mit einem Umsatz von 125 Millionen Franken die Gewinnschwelle endlich wieder erreicht werden.

 

«Die Auftragsbücher zeigen: 2020 schaffen wir den Turnaround

Anil Srivastava, CEO von Leclanché

 

Zuversichtlich machen ihn die «vollen Auftragsbücher». Zuletzt wurde Anfang November ein Geschäft mit der Werft Kongsberg Maritime aus Norwegen abgeschlossen. Leclanché wird insgesamt neun Schiffe mit Batteriesystemen ausstatten. Hätte der grösste Investor Fefam im letzten Jahr ein Investment nicht anderthalb Monate verzögert, so Srivastava, hätte man 2017 schon wachsen können. 

Grünes Licht von der Übernahmekommission 

Jetzt soll die Investorengruppe aus vorwiegend luxemburgischen Fondsgesellschaften Schulden im Umfang von 54,7 Millionen Franken in Aktienkapital umwandeln. Damit würde die Gruppe 64,3 Prozent der Aktien halten und über Nacht die Schulden von Leclanché auf 30 Millionen Franken senken. Die Übernahmekommission gab dafür nun grünes Licht, wie Leclanché am Montag mitteilte. Fefam muss demnach kein Übernahmeangebot machen. Allerdings: Die Generalversammlung am 11. Dezember muss ebenfalls noch Ja sagen.

Neue Hoffnung bringt zudem ein geplantes Joint Venture mit Exide Industries, Indiens grösstem Batteriehersteller. In Gujarat sollen Lithium-Ionen-Speicherlösungen entwickelt werden. Das Joint Venture baut angesichts der schlechten Luftqualität in indischen Städten auf eine wachsende Entwicklung der E-Mobilität. Tatsächlich hat die Regierung zuletzt angekündigt, ab 2030 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen.

Leclanché wird mit 25 Prozent Minderheitsaktionär und wird sein Knowhow in der Lithium-Ionen-Technologie zur Verfügung stellen. Ausserdem wird man mit Stefan Louis den CEO des Gemeinschaftsunternehmens stellen.

Gewinnbeteiligung von 25 Prozent

Exide bietet als Mehrheitsaktionär hauptsächlich Infrastruktur und das Vertriebsnetz für den indischen Markt. Neben der Gewinnbeteiligung von 25 Prozent fliessen zudem Lizenzgebühren nach Yverdon. Für Exide war eine Mehrheitsbeteiligung Bedingung. Das Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar suchte laut CEO Gautam Chatterjee gezielt einen kleinen strategischen Partner.

Kooperationen mit den Giganten aus Asien scheiterten, «weil diese die Technologie nicht teilen wollen oder eine Mehrheit der Aktien beanspruchten». Srivastava sieht die Rolle als kleiner Partner positiv. «So können keine Reibungen entstehen, die bei gleichen Besitzverhältnissen nicht unüblich sind.» Ob Leclanché 2018 die 50-Millionen-Marke beim Umsatz erreicht, wird der nächste Jahresbericht zeigen. Zuletzt schaffte man das 2000.