Alles ist relativ. 14 Millionen Franken sind viel, viel mehr, als die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer im ganzen Arbeitsleben verdienen. Und selbst für einen Milliardär wie Urs Schwarzenbach, dessen Vermögen die «Bilanz» auf 1,25 Milliarden Franken schätzt, sind 14 Millionen eine wahrnehmbare Grösse; immerhin 1,12 Prozent des Gesamtvermögens. Kein Big Deal, klar. Aber eben auch keine Peanuts.

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14 Millionen Franken, genauer: 14,1 Millionen Franken musste sich Urs Schwarzenbach als Besitzer des Zürcher Luxushotels The Dolder Grand ans Bein streichen. Das geht aus dem Geschäftsbericht der Dolder Hotel AG hervor: «Zur Beseitigung des Jahresverlustes erklärt sich der Hauptaktionär erneut bereit, auf Forderungen unwiederbringlich zu verzichten», heisst es da (mehr dazu hier).

Wobei das Wörtchen «erneut» die ganze Tragödie des «Dolder Grand» unscheinbar auf den Punkt bringt. Regelmässig heimst das Hotel beste Kritiken ein, staubt Auszeichnungen in Serie ab, punktet mit gastgeberischen und gastronomischen Highlights. Betriebswirtschaftlich aber will und will das Haus nicht auf die Beine kommen. Es war, ist und bleibt vor allem eins: das teure Hobby der Schwarzenbachs.

The_Dolder_Grand_exterior_spring_2.tif Aussenansicht The Dolder Grand Zuerich Zürich, 5.2.2018 HO via Hotel

The Dolder Grand, hoch über Zürich: Auszeichnungen ohne Ende, aber keine schwarzen Zahlen.

Quelle: Handout

Das Hotel «Dolder» ist eine Family Affair

Tatsächlich ist das «Dolder» eine Family Affair. Seit März 2020 präsidiert Guy Schwarzenbach die Betreibergesellschaft. Er hat das Amt von Vater Urs übernommen – mitten in der Corona-Krise. Zusätzlich zu den diversen Mandaten, die er bereits im Imperium des Vaters bekleidet.

Das Imperium umfasst Immobiliengesellschaften, eine Airline, den Flughafen in Samedan, die St. Moritz Polo AG und ein Unternehmen, das sich um die Kunstschätze der Familie kümmert. Daneben kümmert sich Guy Schwarzenbach – wie der Vater nicht in erster Linie im Gastgewerbe, sondern in der Finanzwelt daheim – um seinen Assetmanager mit dem sinnigen Namen Black River und um seinen Aufsichtsposten bei der Zuger Kryptobank Seba. Da bleibt nicht endlos Zeit für ein Hotel-KMU (Umsatz im Jahr 2020: 35,4 Millionen Franken), das der Familie zwar Prestige, aber eben auch anhaltende Verluste einbringt.

Nicht die Pandemie ist das Problem

Sicher: 2020 war wegen fehlender Touristen, Feiern und Firmenanlässe für kein Schweizer Hotel ein gutes Jahr. Auch nicht für das «Dolder». Der Umsatz brach um über 37 Prozent ein, die Zahl der Logiernächte um 42 Prozent. Die Auslastung lag bei 31 Prozent. Der Betriebsgewinn krachte auf 1,2 Millionen Franken zusammen, einen kümmerlichen Viertel des Vorjahreswertes.

Für das «Dolder» ist der Kern des Problems aber nicht Corona: Das Hotel schreibt seit der pompösen Wiedereröffnung in der Ära Schwarzenbach im Jahr 2008 rote Zahlen. Und wäre, wenn der Hauptaktionär seit 2014 nicht Jahr für Jahr auf Forderungen in Millionenhöhe verzichten würde, längst insolvent.

Regelmässig finden sich in den öffentlich einsehbaren Geschäftsberichten Hinweise darauf, dass betrieblich der Gang zum Richter angezeigt wäre. Seit 2014 hat Urs Schwarzenbach auf Forderungen in Höhe von 118 Millionen Franken verzichtet. Und doch schleppt die Dolder Hotel AG einen Bilanzverlust von fast 40 Millionen Franken ins laufende Jahr mit.

100 Millionen vs. 1,5 Milliarden

440 Millionen Franken hat Urs Schwarzenbach in den Umbau seiner Hotel-Trophäe gesteckt, Verluste eingefahren, Kredite abgeschrieben und nie Dividenden gesehen. Kein Wunder deshalb, dass seit Jahren Gerüchte kursieren, der Milliardär wolle verkaufen.

Schwarzenbach selbst schliesst einen Verkauf nicht aus, legt die Latte aber hoch. Bereits 2014 sagte er zur «Handelszeitung»: «Wenn mir ein glaubwürdiger Käufer, der mir namentlich bekannt ist, 1,5 Milliarden Franken auf den Tisch legt, lasse ich mich vielleicht umstimmen.»

Zum Vergleich: Die Börse – die Aktien der Dolder Hotel AG werden an der OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt – bewertet das «Dolder» derzeit mit 105,6 Millionen Franken – 14-mal tiefer als Schwarzenbachs Preisvorstellung.