Joiz war ab 2011 der Star am Medienhimmel, ein Aushängeschild und gross gefeiert im Fachblatt «Schweizer Journalist». Institute wie die Schwyzer Kantonalbank investierten Hunderttausende Franken in den Sender. Die Macher behaupteten gegenüber einem «Weltwoche»-Kolumnisten noch 2015, man schreibe in der Schweiz schwarze Zahlen. Seit dem 22. August ist klar: Joiz ist nicht mehr zahlungsfähig – 75 Mitarbeiter stehen auf der Strasse.

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Neben dem Desaster für die Angestellten ist auch das finanzielle Loch enorm. Akten, die handelszeitung.ch vorliegen, zeigen: Die Joiz Schweiz AG ist mit 7,8 Millionen Schweizer Franken überschuldet. Noch heftiger ist das Minus bei der Joiz IP AG, sie steht mit 8,7 Millionen Franken in der Kreide. Für die Muttergesellschaft Joiz AG liegen keine Zahlen vor.

Klartext vom Konkursgericht

Das Konkursgericht schrieb zur Joiz IP in seinem Urteil vom 22. August: «Die Zwischenbilanz zu Liquidationswerten weist noch Aktiven von CHF 131'218.- aus, während das Fremdkapital gar mit CHF 8'700'547.- vorliegt (...). Die von Gesellschaftsgläubigern getätigten Rankgrücktritte im Gesamtumfang von CHF 7'225'930.- zu Fortführungs- sowie CHF 7'328'718.- zu Veräusserungswerten (...) vermögen die Überschuldung weder zu ersteren noch zu letzteren zu decken.»

Zur Joiz Schweiz AG kommen die Konkursrichter zu einem ähnlichen Verdikt: «Gemäss der (...) Zwischenbilanz per 30. Juni 2016 steht zu Fortführungswerten den Aktiven des Umlauf- und Anlagevermögens von CHF 1'959'318.- Fremdkapital von CHF 6'034'395.- gegenüber, was eine Überschuldung von CHF 4'075'077.- ergibt. Die Zwischenbilanz zu Liquidationswerten weist noch Aktiven von CHF 879'137.- aus, während das Fremdkapital gar mit CHF 8'724'367.- beziffert wird, weshalb zu Veräusserungswerten eine Überschuldung von CHF 7'845'230.- vorliegt. (...) Die von Gesellschaftsgläubigern getätigten Rangrücktritte im Gesamtumfang von CHF 4'751'200.- zu Fortführungs- sowie CHF 4'936'107.- zu Veräusserungswerten (...) vermögen die Überschuldung zwar zu ersteren, nicht jedoch zu letzteren zu decken.»

Es ist davon auszugehen, dass die grosse Mehrheit der Gelder von Investoren stammen, die nun auf Millionen durch Rangrücktritte verzichten.

Marke droht komplettes Verschwinden

Es kriselte schon lange. Die Joiz Schweiz AG schloss das Jahr 2013 mit einem Verlust von 907'454.91 Franken ab. Das zeigt ein Protokoll der ersten ordentlichen Generalversammlung vom 19. Juni 2014. 2014 schrieb die Joiz IP AG einen Jahresverlust von 2,9 Millionen Franken in die Bücher, zeigen Akten des zuständigen Handelsregisters.

Die Probleme treffen nicht nur die Schweiz, auch bei der Tochtergesellschaft in Deutschland stehen die Zeichen auf Sturm. Gegenüber der Startup-Newsseite Gründerszene sagte der neue Eigentümer Uwe Fabich, er halte nun 80 Prozent an Joiz Germany. «Ich habe kein Interesse daran, einen Teenager-Sender fortzuführen», meinte der medienscheue Immobilien-Unternehmer. 20 Prozent an Joiz Germany gehören nach wie vor der Mediengruppe DuMont.

Auch die Marke Joiz könnte verschwinden. Das derzeitige Programm richte sich an 12- bis 14-Jährige, er wolle hingegen einen Musiksender schaffen, meinte Fabich. «Ob das unter der Marke Joiz geschieht oder unter einer anderen, ist egal.»