Für das Toni-Areal in Zürich West hat es am Donnerstagvormittag einen Amokalarm gegeben. Mittels Lautsprecherdurchsagen wurden Studierende und Angestellte der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Künste (ZHdK) sowie Bewohner in den Geschossen des Wohnturms zunächst aufgerufen, das Gebäude zu verlassen. Sie gruppierten sich vor dem Gebäude und diskutieren. Die Jalousien um das ganze Gebäude wurden heruntergelassen, die Lichter gelöscht.

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Kurz vor 8.45 Uhr ging bei der Stadtpolizei der Alarm vom Hochschulcampus auf dem Toni-Areal im Kreis 5 ein. Auch wenn erst letzte Woche eine gleiche Meldung aus der ZHdK sich als versehentlich ausgelöster Fehlalarm herausgestellt hatte, ging die Polizei von einem Ernstfall aus, so Stadtpolizeisprecher Marco Cortesi vor Ort. Eine technische Ursache liege diesmal nicht vor. Inzwischen gab die Polizei aber Entwarnung. Es hat sich vermutlich wieder um einen versehentlich ausgelösten Alarm gehandelt.

Notfallnummer wird nun stillgelegt

Der Amok-Alarm war vermutlich bloss ein simpler Telefonnummern-Verwähler: Wie die Stadtpolizei mitteilte, hat sie die Person gefunden, welche die falsche Nummer gewählt hat.

Die ZHdK und die im gleichen Gebäude eingemietete Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben eigens eine Notfallnummer eingerichtet. Wird sie gewählt, wird in den Schulen sofort Amok-Alarm ausgelöst und gleichzeitig die Polizei benachrichtigt.

Die Nummer ist nur wenigen Leuten bekannt, wie ZHdK-Rektor Thomas Meier zur Nachrichtenagentur sda sagte. Wenn sich aber jemand ausgerechnet auf diese Nummer verwählt, wird sofort Alarm ausgelöst, der einen Grosseinsatz auslöst, wie sich am Donnerstag zeigte. «Als Sofortmassnahme» werde die Nummer nun umgehend stillgelegt, heisst es in der Mitteilung. Ob sie tatsächlich unabsichtlich gewählt worden ist, klärt die Polizei jetzt ab.

Verantwortlichkeiten abklären

Laut Meier müssen nun die Verantwortlichkeiten abgeklärt werden. Je nach Resultat könne das Ereignis vom Donnerstag für die einen oder anderen finanzielle Folgen haben. Der Einsatz der über hundert Kräfte der Blaulichtorganisationen kostet laut Polizei mehrere zehntausend Franken.

Klar sei, dass die Schule für das Sicherheitssystem als solches keine Verantwortung trage. Sie sei dagegen verantwortlich für die Sicherheitsorganisation, also dafür, was nach einem Alarm unternommen werde. Und das «ist heute sehr gut gelaufen», so Meier.

Der jüngste Fehlalarm war bereits der dritte innert drei Wochen. Die beiden ersten hatten allerdings andere Auslöser. Beim ersten Mal war es eine technische Ursache, beim zweiten Mal hatte jemand aus Versehen einen Alarmknopf gedrückt.

Nach den beiden ersten Fehlalarmen sei man daran gegangen, das System zu überprüfen, sagte Meier. Der jüngste Zwischenfall «zeigt, wie nötig dies ist». Zudem war laut Polizei ein Treffen der Hochschulleitungen mit der Stadtpolizei vereinbart worden - ausgerechnet auf Donnerstag.

Einschliessen und runter auf den Boden

100 Polizeigrenadiere durchsuchten die 1400 Räume der Hochschule. Rund 5000 Personen befanden sich laut Polizei im Gebäude. Wie ein Mitarbeiter der ZHdK per Telefon zur Nachrichtenagentur SDA sagte, seien jene Menschen, die das Gebäude nicht rechtzeitig verlassen konnten, aufgefordert worden, in den Räumen zu bleiben, sich einzuschliessen und möglichst tief am Boden aufzuhalten. Auch ein Student erklärte, es dürfe «niemand mehr rein oder raus».

Auch Krankenwagen standen vor dem Gebäude. Das Tram der Linie 4 hielt nicht an der Haltestelle Toni-Areal, sondern fuhr durch bis zum nächsten Halt.

Das 550 Millionen Franken teure Toni-Areal war erst Mitte September eingeweiht worden. Insgesamt 5000 Studierende, Dozierende und Mitarbeitende der ZHAW und ZHdK sind inzwischen dort beheimatet. Neben der Hochschule sind in dem 22-geschossigen Hochhaus auch 100 Mietwohnungen entstanden.

(mit sda)