Nach neun Jahren Bauzeit geht mit dem am Sonntag eröffneten, erweiterten Panama-Kanal ein Jahrhundertwerk in Betrieb. Künftig können grössere Schiffe zwischen Atlantik und Pazifik passieren.

Nach neun Jahren Bauzeit wurde der erweiterte Kanal zwischen Atlantik und Pazifik in Panama der Schifffahrt übergeben. Die «Cosco Shipping Panama» nutzte als erstes Schiff die ausgebaute Wasserstrasse durch die Atlantik-Schleusen. Die Durchfahrt auf die Pazifik-Seite dauert rund acht Stunden.

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Mit dem Einsatz von 40'000 Arbeitern

Der Ausbau der nach dem Suezkanal zweitwichtigsten Wasserstrasse der Welt war nötig geworden, weil immer grössere Schiffe gebaut werden. Das Megaprojekt hat etwa 5,25 Milliarden Dollar gekostet. Künftig können Frachter der sogenannten Postpanamax-Klasse mit bis zu 14'000 Containern den Kanal befahren. Bislang wurden nur Schiffe mit maximal 4400 Containern durch die 80 Kilometer lange Wasserstrasse geschleust.

Die Erweiterung des Kanals sei «ein historisches Ereignis für Panama, die Region und die Welt», sagte Panamas Präsident Juan Carlos Varela bei der Eröffnungszeremonie der neuen Schleusen von Agua Clara in Colón auf der Atlantikseite. Varela gratulierte den 40'000 Arbeitern, die am Megaprojekt mitgewirkt hatten. Er erinnerte auch an Menschen, die bei Unfällen während der Bauarbeiten gestorben waren.

Verdoppelung des Frachtdurchsatz

Nach der Erweiterung können wieder 96 Prozent aller Schiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind, durch den Panamakanal geschleust werden. Die Kanalverwaltung rechnet mit einer Verdoppelung des Frachtdurchsatz von derzeit 300 Millionen Tonnen pro Jahr auf 600 Millionen Tonnen.

Insbesondere der Handel zwischen Asien und den USA dürfte profitieren. Panama hat den Kanal vor allem für die grossen Flüssiggastanker erweitert. Sie bringen verflüssigtes Erdgas (LNG) von den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana nach Asien und dort bevorzugt nach Japan, das selbst über keine nennenswerten Rohstoffe verfügt. Die USA sind mit zuletzt 162 Millionen Tonnen Fracht Hauptnutzer des Kanals, gefolgt von China mit 48 Millionen Tonnen, Chile und Japan.

12 Millionen Tonnen Zement verbaut

An dem Festakt in Colón nahmen Vertreter der Schifffahrtsindustrie sowie von über 60 internationalen Delegationen teil. Hunderte Schaulustige verfolgten ein Feuerwerk und die Einfahrt der «Cosco Shipping Panama» am Vormittag (Ortszeit). Die Abschlusszeremonie wurde bei der Ausfahrt des Frachters an den Schleusen von Cocolí nahe Panama-Stadt auf der pazifischen Seite abgehalten.

«Ich bin schon häufig durch den Panamakanal gefahren, aber der Kapitän des ersten Schiffes zu sein, das den ausgebauten Panamakanal passiert, wird eine unvergleichliche Erfahrung», hatte Kapitän Jude Rodrigues vor der Abfahrt aus dem griechischen Piräus gesagt.

Die Arbeiter hatten in den vergangenen Jahren 150 Millionen Kubikmeter Erde und Geröll abgeräumt und zwölf Millionen Tonnen Zement sowie 192'000 Tonnen Stahl verbaut.

(sda/moh)