Der österreichisch-schweizerische Musiker, Sänger und Entertainer Udo Jürgens ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 80 Jahren an einem plötzlichen Herzversagen. Völlig überraschend, wie sein Management mitteilte.

Freilich, Udo Jürgens war Ende September schon 80 Jahre alt geworden. Und dennoch: Seiner Tournee und seinem jüngsten Album gab er den Titel «Mitten im Leben». Bis vor wenigen Tagen war er auf Tournee gewesen. Sein letztes Konzert gab er am 7. Dezember im ausverkauften Zürcher Hallenstadion. Nach einer Weihnachtspause wollte er die Tour ab Ende Februar fortsetzen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Er hatte noch viele Pläne

Auch wenn er sich seines Alters durchaus bewusst war, er hatte noch viele Pläne: «Ich reisse sicher keine Bäume mehr aus, doch ich will und werde noch welche pflanzen», sang er in einem seiner letzten Lieder, «Mein Ziel». Nun ist er aus diesem Leben herausgerissen worden.

Udo Jürgens prägte 50 Jahre lang die deutschsprachige Musikszene. Sein Erfolgsrezept: Er nahm die alltäglichen Sorgen der «kleinen Leute» auf, kleidete sie in gefällige Melodien. Manche wurden Kult.

Kluge Texte, gefällige Melodien

«Mercie Chérie» etwa, mit dem er 1966 beim Concours Eurovision de la Chanson (heute: European Eurovision Song Contest) den Durchbruch schaffte, fehlte bis zuletzt wohl in keinem Konzert. «Aber bitte mit Sahne» war ein Gassenhauer. In «Ich war noch niemals in New York» zeichnete er gekonnt das spiessige Leben des Kleinbürgers und in «Griechischer Wein» besang er die Einsamkeit der Eingewanderten im fremden Land.

Kritiker monierten jeweils, er giesse zu viel «Weichspüler» über das Ganze. Wer allerdings auf die Worte hörte, der merkte: Es waren kluge, oft ironische Texte. Schon früh setzte er sich mit ernsten Themen wie mit der Ausbeutung der Umwelt auseinander.

Manche Lieder klangen zuletzt härter

Den «Weichspüler» dosierte er in den letzten Jahren sparsamer, manche Lieder klangen härter: Er äusserte unverblümte Kritik an gesellschaftlichen und politischen Missständen. «Wenn Sie in einem gewissen Alter sind, müssen Sie sagen, was Sie denken», erklärte er am letzten Konzert.

Udo Jürgens hinterlässt ein riesiges Werk: Über 1000 Lieder, eine symphonische Dichtung, mehr als 50 Alben, gut eine Million verkaufter Tonträger. Nicht nur für sich selbst komponierte er, sondern auch für internationale Stars wie Shirley Bassey oder Frank Sinatra. Er erhielt Dutzende von Auszeichnungen, zuletzt 2014 die Ehrenmedaille der Stadt Zürich.

Aufgewachsen auf einem Schloss

Udo Jürgens wurde am 30. September 1934 im österreichischen Klagenfurt als Udo Jürgen Bockelmann geboren. Er wuchs als einer von drei Söhnen einer wohlhabenden Familie auf einem grossen Landgut, Schloss Ottmanach, auf.

Schon als Kind brachte er sich selbst das Klavierspiel bei. Als Bub musste er in der Hitlerjugend mitmachen und erhielt dort eine Ohrfeige, die sein Gehör auf einem Ohr für immer beeinträchtigte. Dies hielt ihn jedoch nicht ab, seinen Traum von der Musikerlaufbahn beharrlich – und erfolgreich – zu verfolgen. Die Geschichte seiner Familie und die Anfänge seiner Karriere beschreibt Jürgens im Buch «Der Mann mit dem Fagott», das auch verfilmt wurde.

Erfolge auch bei Frauen

Neben den musikalischen feierte Udo Jürgens auch Erfolge bei den Frauen. Er war bekannt als Frauenheld. In erster Ehe war Jürgens 1964-1989 mit dem ehemaligen Model Panja verheiratet. Mit ihr bekam er 1964 einen Sohn, John, und 1967 eine Tochter, Jenny. Ausserdem hat er zwei nicht-eheliche Töchter. 1999 heiratete er eine langjährige Freundin, Corinna Reinhold. Die beiden liessen sich 2006 scheiden.

Seit 1977 lebte Udo Jürgens in die Schweiz. Lange Jahre hatte er eine Wohnung am Zürcher Bellevue. 1995 zog er nach Zumikon ZH, 2013/14 zügelte er in eine Villa nach Meilen an der Zürcher Goldküste. Im Februar 2007 erlangte er die Schweizer Staatsbürgerschaft, blieb aber auch österreichischer Staatsbürger.

(sda/ise)