«Anleger flüchten in die Qualität» – wenn an den Aktien- und Kapitalmärkten Verunsicherung entsteht, bringen Berichterstatter Schlagzeilen wie diese. Anlässe für eine solche Bewegung gab es in der Vergangenheit immer wieder: zum Beispiel zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen Inflationswelle. Davor war es die Covid-19-Pandemie. Vor einigen Jahren bewegte die Eurokrise mit Griechenland im Zentrum die Märkte, davor die Finanzkrise. 

Aktuell ist die steigende Attraktivität von Qualitätswerten vorwiegend mit der Zinspolitik der US-Notenbank verbunden. In den vergangenen Monaten war man von baldigen Zinssenkungen ausgegangen, aber die US-Wirtschaft und insbesondere der Arbeitsmarkt hielten sich stärker als erwartet. Die Federal Reserve reagierte darauf mit der Möglichkeit einer weiteren Verschiebung der geplanten Zinssenkungen. Zur Unsicherheit über die Zinsen kommen geopolitische Faktoren wie der Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt und der Handelskrieg mit China, die das Sicherheitsbedürfnis zusätzlich schüren. Auch ein möglicher Wechsel im Weissen Haus in Washington wirft seinen Schatten voraus. Die Folge: Viele Anlegerinnen und Anleger realisieren Gewinne in ihren Portfolios und wechseln in Qualitätstitel. 

 

Qualität bringt Sicherheit

Was zeichnet solche Qualitätstitel aus? Unter Investoren haben sich dafür einige Merkmale etabliert, auf die man immer wieder schaut. Dazu gehören die Höhe und Qualität der Gewinne (sie sollten möglichst vorhersehbar und steigend sein), eine solide Kapitalstruktur (mit niedrigem Verschuldungsgrad), eine konservative und überlegte Investitionsstrategie sowie, damit einher gehend, eine zurückhaltende Ausgabe neuer Aktien beziehungsweise Aufnahme neuer Schulden.  

Einige dieser Merkmale erkennt man auf den ersten Blick, beispielsweise bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung. In der Nahrungsmittelbranche kann ein hohes einstelliges Umsatzwachstum ein ausgezeichnetes Indiz für Qualität sein – wenn dieses Wachstum ohne Zukäufe zustande gekommen ist. Im Technologiebereich hingegen liegen die Erwartungen höher.  

Für einige weitere Merkmale wie beispielsweise die Investitionsstrategie oder der Forschungs- und Entwicklungsaufwand muss man sich intensiver mit den einzelnen Unternehmen und ihren Branchen beschäftigen. Technologie-, Pharma- und Industrieunternehmen investieren deutlich mehr Geld in ihre Forschungs- und Entwicklungsprojekte als beispielsweise die Konsumgüterhersteller.  

In Zeiten konjunktureller Unsicherheit zeigen sich dann diese Qualitäten oftmals anhand einer besseren Kursentwicklung im Vergleich zu anderen Werten. Solche Anlagen bieten daher eine Schutzfunktion und weisen oftmals eine verhältnismässig stabilere Wertentwicklung auf. Das macht sie zu idealen Bausteinen für eine langfristige Anlagestrategie. 

 

Attraktives Umfeld für Staatsanleihen

Eine sinnvolle Ergänzung zu Qualitätsaktien können derzeit Staatsanleihen sein: Nach einigen Jahren mit mageren Renditen werden diese wieder zunehmend attraktiver. Das liegt an den Leitzinserhöhungen der Notenbanken, die die Verteuerung der Kreditaufnahme, die Dämpfung der Kaufkraft und schlussendlich fallende Inflationsraten zum Ziel hatten. Als Folge müssen Staaten für die Geldaufnahme am Kapitalmarkt nun entsprechend hohe Zinsen, sichtbar an attraktiven Coupons, zahlen.

Das Risiko einer neuen Inflationswelle besteht zwar weiterhin, wird aber tendenziell als unwahrscheinlich eingeschätzt – die Schweizerische Nationalbank hat ihren Leitzins bereits erstmals gesenkt. Die Europäische Zentralbank EZB und die Federal Reserve in den USA haben angekündigt, ihre Zinsen ebenfalls noch in diesem Jahr senken zu wollen, wenn auch möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt als ursprünglich in Aussicht gestellt. Die Kreditvergabe, ein wichtiges Vorlaufsignal, wächst jedenfalls bereits wieder.
 
Die mit Staatsanleihen erzielbare Rendite ist so attraktiv wie schon seit Jahren nicht mehr. Denn diese liegt in Phasen zurückgehender Zinsen höher als während der Zinsanstiege – und damit müssen sich Anleger nicht mehr auf risikoreichere Strategien einlassen, um attraktive Renditen zu erzielen.

Wer sein Portfolio in konjunkturell unsicheren Zeiten auf stabile Erträge ausrichten möchte, kann ausgewählte Qualitätsanlagen und Staatsanleihen in Betracht ziehen. Die konkrete Zusammensetzung der Anlagen und deren Gewichtung im Portfolio sollte auf Basis der individuellen Situation und der finanziellen Ziele festgelegt werden. Eine professionelle Anlagestrategie kann dabei helfen, das eigene Investment genau auf die persönlichen Bedürfnisse auszurichten.
 

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