An Kooperationen in der Uhrenwelt hat man sich gewöhnt – man wäre versucht zu sagen: leider. Fast inflationär präsentiert man uns neue Zeitmesser, welche die Frucht der Zusammenarbeit einer Uhrenmarke mit einem Künstler sind. Oder mit einem Designer. Oder mit einem Comic-Zeichner, einem Filmstar, einem unabhängigen Uhrenmacher, einem Spitzenkoch, einem Sportler, einem Promi.
«Collabs» heissen die Ergebnisse neudeutsch, manchmal sind sie gelungen, manchmal bestenfalls Zifferblatt-Tapete – das Feigenblatt zum Kaschieren einer gähnenden Ideenlosigkeit.
Ganz anders im Fall Ressence x Engelberg. Hier haben sich zwei gefunden, die wirklich zueinander passen; ein Glücksfall. Jedenfalls fallen die zwei neuen Uhren mit Verve, Charakter und Eigenständigkeit auf – fröhlich, farbig, frisch und frech.
Wobei das nicht ganz überraschend ist: Uhren von Ressence fielen schon immer auf, seitdem – 2010 war es – Benoît Mintiens an der Uhrenmesse Baselworld seinen ersten Prototypen präsentierte. Man wähnte eine Quarzuhr mit Bildschirm vor sich und konnte zunächst kaum glauben, dass sich da unter dem bombierten Uhrglas dank analoger Mechanik echte Scheiben drehen. Was Wunder: «Ich beginne nicht mit dem Design der Uhr, sondern mit der Berücksichtigung der Beziehung zwischen dem Träger und der Uhr», erklärte Mintiens einmal in einem Interview – wahr ist auch, dass der Industriedesigner eine ganz eigene Herangehensweise an das Thema Uhr hat.
Die Zeitanzeige folgt bei ihm nicht dem klassischen Muster mit zentralen Zeigern, sondern eben einem System rotierender Scheiben, das er «ROCS» nennt – für Ressence Orbital Convex System. Dabei bewegen sich dank eines ausgeklügelten Moduls Stunden-, Minuten- und Zusatzanzeigen auf unterschiedlichen Ebenen, es sieht ein bisschen aus, als schwebten sie, ein hübsches Zaubertrickli, mechanisch generiert.
Da passt die Formsprache von Daniel Engelberg perfekt dazu, seine Werke bewegen sich an der Schnittstelle von Architektur, Handwerk und abstrakter Kunst. Unterstützt von leuchtenden Farben, bringen sie, gerade bei der Ressence-Uhr, eine visuelle Leichtigkeit, die streng konstruierte Form und Sinnlichkeit vereint. Eines allerdings ist für den Künstler anders als bisher: «Zum ersten Mal wird mein Werk lebendig», sagt er, «es bewegt sich.»
Ressence TYPE 8 DE1 / TYPE 8 DE2
Gehäusedurchmesser: 42,9 Millimeter
Gangreserve: 36 Stunden
Besonderheit: Kollaboration mit dem Künstler Daniel Engelberg
Modelle: TYPE 8 DE1 (roséfarben) und DE 2 (türkisfarben)
Wasserdichtigkeit: bis 10 Meter
Gewicht: 40 Gramm
Anzahl Komponenten: 188
Preis: 19ʼ000 Franken