Die Alarmtrommel schlug vor einigen Wochen Thiébault Huber. Der Präsident der Confédération des Appellations et des Vignerons de Bourgogne (CAVB), berichtete dem französischen Branchenblatt «Vitisphère», die besten Lagen an der Côte d'Or würden mit 30 Millionen Euro pro Hektar bis zum Fünffachen des Marktpreises gehandelt. 

Das Burgund ist schon lange ein Hotspot für Investoren. Generationenwechsel auf den Domänen und die damit verbundenen Erbregelungen zwingen die Produzenten oft zum Verkauf von Rebfläche oder gar der ganzen Domäne.

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Bonapartes Lieblingswein

2012 wurde das stark renovierungsbedürftige Château de Gevrey-Chambertin versteigert. Für acht Millionen Euro erhielt ein Investor aus Macao den Zuschlag, geschätzt wurde der Wert der Immobilie samt zwei Hektar Reben damals auf vier Millionen Euro. Die mitbietenden Winzer konnten bis fünf Millionen mithalten, dann fiel der Hammer für den Bieter aus Fernost.

<p>Seit 2012 gehört Château de Gevrey-Chambertin einem Geschäftsmann aus Macao, China. Die dazugehörigen Reben sind verpachtet.</p>

Seit 2012 gehört Château de Gevrey-Chambertin einem Geschäftsmann aus Macao, China. Die dazugehörigen Reben sind verpachtet.

Quelle: Shutterstock

Die französische Volksseele kochte hoch. Die Pinots von Gevrey-Chambertin gehörten zu den Lieblingsweinen Napoleon Bonapartes. Heute ist Château de Gevrey-Chambertin instand gestellt. Die Rebfläche des Schlosses pachtete 2021 die Domaine Armand Rousseau. Der Clos du Château wird weiterhin gekeltert — alles halb so schlimm.

Doch heute wird diskreter mit den besten Weinbergslagen an der Côte d'Or gehandelt. Interessieren sich solvente Käufer aus dem Burgund selbst für die Parzellen, werden sie mit horrenden Summen überboten — oft von Investoren aus Asien. Das sollte eine Kontrollbehörde eigentlich verhindern.

Schlupflöcher bei Kauf von Rebland

In Frankreich kontrolliert die Organisation SAFER (Société d'aménagement foncier et d'établissement rural) den Handel mit Agrarland. Sie sorgt dafür, dass bei Verkäufen die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Zu dem veröffentlicht die SAFER jedes Jahr die Statistik über die Preise für Agrarland.

Im Jahr 2024 lag der Durchschnittspreis für ein Hektar Reben an der Côte d'Or bei durchschnittlich 1'022 600 Euro und ist gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent gestiegen. Grand Cru und Premier Cru Parzellen kosten rund das Fünffache, aber nicht die von Huber angeprangerten 30 Millionen.

<p>Ob die Spaziergänger wissen, wie teuer die Rebparzellen beidseits des Weges sind?</p>

Ob die Spaziergänger wissen, wie teuer die Rebparzellen beidseits des Weges sind?

Quelle: Shutterstock

Um derartige Preistreiberei den Riegel zu schieben, prüft der Fachausschuss der SAFER die Unterlagen von Bewerbern, die Land oder einen Betrieb kaufen möchten. Seit 2021 werden auch Gesellschaftsstrukturen unter die Lupe genommen. Aber diese Kontrolle umgehen die Investoren mit schwer zu durchschauenden Firmenkonstrukten. 

Wem gehören jetzt die Super-Parzellen?

Wie das möglich ist, beschreibt Journalist Jacques Dupont im französischen Magazin «Le Point».Demnach werden Gesellschaften mit Sitz in Frankreich für den Kauf von Rebland gegründet. Nach ein paar Monaten werden neue Gesellschafter aufgenommen. Diese haben ihren Sitz in Hongkong oder Singapur.

Weil es in Hongkong und Singapur, gesetzlich erlaubt sei, ein Unternehmen dreimal in der Woche weiterzuverkaufen, so Dupont, wäre es unmöglich, nachzuvollziehen, wem letztendlich die wertvollen Parzellen in den Grand-Cru-Lagen von Échezaux oder Bâtard-Montrachet gehörten.

Spitzen-Burgunder nur noch für Superreiche?

Die so veräusserten Spitzenlagen werden in Teilpacht von heimischen Produzenten bewirtschaftet, die in der Regel 50 Prozent der Erträge an den Verpächter abgeben.

Und da liegt der Hase im Pfeffer: Damit sich die riesigen Investitionen in den Landkauf lohnten, müssten die Weine zu unerschwinglichen Preisen gehandelt werden. Die Flaschen würden zu Beträgen von 10'000 bis 25'000 Euro auf den asiatischen Märkten angeboten, recherchierte Dupont.

Das bringt die Seele von CAVB-Präsident Thiébault Huber zum Kochen.«Unsere wohlhabenden Kunden beginnen unsere Rebberge zu kaufen, damit diese Flaschen in einer spekulativen Welt für die Ultrareichen bleibt. Ist das wirklich der Sinn einer Weinregion?»