Seit Jahrhunderten legt sich der Weinbau wie eine klare Handschrift über die Steilhänge und Täler der Dolomiten. Die norditalienische Weinregion Alto Adige gilt als eine der kleinsten und zugleich qualitätsorientiertesten des Landes.
Hohe Bergzüge im Norden schützen vor kalten Fallwinden, während warme Luftströme durch die Täler ziehen. Fast 300 Sonnentage im Jahr und grosse Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen für schöne Säurewerte und eine langsame Traubenreife.
Die Rebstöcke wachsen auf bis zu 700 Höhenmeter, häufig auf spektakulären steilen Terrassen. Gearbeitet wird vielerorts von Hand, eine Anstrengung, die manch Schweizer Winzer aus dem Wallis nur zu gut nachvollziehen dürfte.
Breite Vielfalt von Geologie und Rebsorten
Vulkanischer Porphyr, Quarz, Dolomitkalk und Gesteine mit Glimmeranteilen schaffen ein Mosaik an Bodenprofilen, das eine differenzierte Sortenwahl erlaubt. In der wärmeren Bassa Atesina gedeihen fast alle wichtigen internationalen Rebsorten, während im höher gelegenen Oltradige Schiava dominiert.
Lange galt Schiava als verbreitetste Sorte der Region, doch heute haben Pinot Grigio, Chardonnay und Pinot Bianco die grössten Rebflächen. Auch Gewürztraminer, dessen Ursprungsdorf Tramin unweit der Schweizer Grenze liegt, behauptet seine Rolle als aromatische Visitenkarte der Region.
Wein-Kooperativen geben den Ton an
Die durchschnittliche Betriebsgrösse in Alto Adige beträgt kaum mehr als einen Hektar, weshalb Kooperativen eine zentrale Rolle spielen und den grössten Teil der Gesamtproduktion verantworten. Dass darunter auch Spitzenqualitäten entstehen, zeigen Betriebe wie Cantina Terlan oder Schreckbichl.
Fast die Hälfte der in Italien verkauften Flaschen bleibt innerhalb der Provinz. Die Schweiz ist ein zunehmend wichtiger Exportmarkt der Region, während das gemeinsame kulturelle Erbe und die Nähe über den Reschenpass hinweg die Handelsbeziehung über Jahrzehnte gestärkt haben.

