Jeder merkt das, wenn es an Schaufensterscheiben vorbeigeht. Da sieht man sich in seiner Haltung auf dem Motorrad sitzen. Ich habe deswegen noch keine Scheibe eingeschmissen, aber es sieht grauenhaft aus.

An mir liegt das nicht. Meine Figur ist tadellos, meine motorradfahrerisch-sportlichen Haltung neiderregend. Das Motorrad ist schuld, aber vor allem die Evolution, weil um 1950 die Jahrgänge geburtenstark und im Durchschnitt 20 Zentimeter grösser waren.

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Das sieht auf allen verzwergten Motorrädern bis Baujahr 1980 zwangsläufig nach Haltungsschaden aus, erst recht bei japanischen Marken.

In meinem Herzen und in meiner Garage steht eine BMW R 100 R, die ich noch von ganz früher bei mir habe. Ich seh sie gern. Aber zusammen lass ich mich ungern mit ihr blicken. Warum?

Weil ich der Lulatsch bin, den das Motorrad zwischen Fussrasten, Kniewinkel und Lenker zum Knallfrosch zusammenfaltet. Es sieht erbärmlich aus, lächerlich.

Geile, schöne Rappelkisten

In meiner Lieblingszeitschrift MO, der einzig wahren Zeitschrift für uns alle, sah ich jetzt im Special «Motorräder aus Italien» die schöne Aermacchi von 1972, eine Ital Jet von 1967, eine Guzzi von 1955, eine Garelli, eine MV Agusta aus denselben Jahren. Geile, schöne Rappelkisten, aber alle mit Stummellenkern, langen, flachen Tanks, und alle, alle gebaut für nur sieben Fahrer: Das sind vom Schneewittchen die sagenhaften sieben Zwerge.

Mit solchen Dingern verdient mein ältester Freund, ein Doktor der Orthopäde, sein Geld. Manchmal lese ich fremd, in anderen Motorrad-Zeitschriften. Da sehe weiter hinten im Heft ältere Herrn, die wie ich aus ihrer Jugend ein altes Schätzchen behalten und aufpoliert haben.

Was soll ich sagen? Schön, dass das Moped fährt. Aber es sieht grauenhaft aus, lächerlich, wie gesagt. Man hört die Knochen knacken. Erzähl mir keiner, dass die damit als Motorradfahrer beim Motorradfahren auf ihre Kosten kommen.

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