Je näher der Wahltermin kommt, umso öfter wird die Frage gestellt: Wie geht es weiter? Was wird aus Merkel, falls Schulz gewinnt? Und was macht Schulz, wenn Merkel die Nase vorn hat? Nun, im Fall der Kanzlerin muss man sich keine Sorgen machen. Sie hat Physik studiert, an der Akademie der Wissenschaften der DDR geforscht und würde jederzeit wieder einen Job in einer ähnlichen Einrichtung finden. Physik verjährt nicht. Die Relativitätstheorie muss nicht neu erfunden werden.

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Schulz hat ebenfalls was Ordentliches gelernt, Buchhändler. Aber im Buchhandel ist nichts mehr so, wie zu der Zeit, als Schulz eine eigene Buchhandlung in Würselen führte. Die Chancen, heute einen Job in seinem Fach zu finden, wären sehr bescheiden.

Lieber zu Fuss als auf Politiker-Verkäufer vertrauen

Da kommt eine Umfrage sehr gelegen, die der Betreiber eines grossen Onlineautomarktes unter 1000 deutschen Autohaltern durchgeführt hat. Die Frage lautete: «Welchem Politiker würden Sie am ehesten ein gebrauchtes Auto abkaufen?» Das Ergebnis fiel erschütternd aus: Jeder Zweite mochte sich mit einem solchen Gedanken überhaupt nicht anfreunden.

«Bevor ich einem Politiker ein Auto abkaufe, gehe ich lieber zu Fuss!» Etwa 15 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten es sich vorstellen, Angela Merkel ein Auto abzukaufen, sieben Prozent wollten sich auf einen Deal mit Martin Schulz, sechs Prozent mit Wolfgang Schäuble einlassen, gefolgt von Cem Özdemir, Horst Seehofer und Christian Lindner mit je vier Prozent. Schlusslicht auf der Skala des Vertrauens war Dietmar Bartsch – mit einem Prozent.

Mehr als Vorurteile

Man kann aus einer solchen Umfrage nicht unbedingt das Ergebnis der Wahlen vorhersagen. Aber eines steht fest: Sowohl Politiker als auch Gebrauchtwagenhändler haben keinen guten Ruf. Ein Politiker, der mit Gebrauchtwagen handelt, stellt die Synthese aus zwei negativen Charakteren dar: Dem mit allen Wassern gewaschenen Autohändler und dem Politiker, der sich für nichts zu schade ist. Man traut dem einen wie dem anderen alles zu.

Leider sind das nicht nur Vorurteile. Beide Gewerbe stecken in einer Vertrauenskrise. Die Politiker tun sich schwer, den Wählern ihre Politik zu erklären, und der Autohandel versucht gerade, mit Prämien und anderen Anreizen seine Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen, die er im Verlauf der Dieselkrise verloren hat. Insofern bringt die Frage: «Welchem Politiker würden Sie einen Gebrauchtwagen abkaufen?» die Sache auf den Punkt.

Idee für die Wahlkampfmanager

Jetzt müsste man versuchen, die Botschaft zum Positiven hin zu wenden. Wie wäre es damit? Treffen sich zwei Gebrauchtwagen an einer Tankstelle. Sagt der eine: «In meinem früheren Leben war ich ein Politiker.» Darauf der andere: «Das hab ich noch vor mir.» Das Ganze als Comic oder Videoclip. Oder: Der komplette Vorstand der Berliner CDU – es kann auch die Chefetage der SPD sein – versammelt sich zu einem Gruppenfoto unter einem Transparent mit dem Spruch: «Wir sind diejenigen, von denen Sie einen Gebrauchtwagen kaufen können!»

In diesem Jahr ist es für eine solche Aktion schon zu spät. Aber in vier Jahren wird wieder gewählt. Das wird der Heuler.

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