Wir Deutsche lassen uns unsere schlechte Laune nicht kaputt machen. Wo andere, sonnigere Länder ihre gute Laune zur Bewältigung der Krise benötigen, gelingt es den Deutschen zwischen Boom und Erfolgsmeldungsmonotonie, die schlechte Laune auf hohem Niveau zu stabilisieren.

Selbstkritik geniesst Fetischstatus. Deswegen haben es inländische Global Player besonders schwer. Lustvoll wird das Versagen von VW zur Totalkatastrophe theatralisiert. Experten und Medien überbieten sich im Abgesang, der ausser Acht lässt, wessen industriepolitisches Spiel man hier betreibt.

Ähnliches gilt für die Deutsche Bank, die in den USA gerade in einer Art und Weise herangenommen wird, bei der es eigentlich schwerfallen muss, die amerikanischen Interessen bei der Strafmassfindung für zugegebenermassen windige Immobiliengeschäfte zu übersehen.

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Belegschaft auf die nächste Sparwelle eingestimmt

Gerade auch US-Banken waren im grossen Stil beteiligt; die Europäer verhalten sich hier auffallend still. Stattdessen wird auf die Deutsche Bank eingeprügelt, als müsste gewissermassen gewaltsam deutlich gemacht werden, dass es im Land der Verdichter und Bedenkenträger eine Art Heimvorteil nicht gibt.

Und auch nicht geben darf. Deshalb will niemand über die überraschend guten Quartalszahlen der Bank jubeln oder sich nur gar freuen. Gerechnet hatten alle Analysten mit dreistelligen Millionenverlusten, nun sind es dreistellige Millionengewinne.

Die Wahrnehmung bleibt jedoch: Die können es nicht, das lenkt nur ab, bestenfalls eine Atempause. Das mag im Zweifel auch stimmen, nicht umsonst stimmte Konzernchef Cryan seine Belegschaft direkt auf die nächste Sparwelle ein.

In Deutschland gibt‘s keinen Hang zur Milde

Der unterschwellig schadenfrohe bis triumphale Ton aber ist nur schwer nachzuvollziehen, wo jeder einigermassen am Standort und damit an einer vorbildlich sozialen Marktwirtschaft Interessierte wissen müsste, wie fatal das Wackeln der Deutschen Bank oder von VW wäre.

Auf der anderen Seite sind deutsche Unternehmen wohl deshalb so leistungsfähig, weil sie wissen: Zu Hause gibt es keinen Bonus, kein Verständnis für Fehler, keinen Hang zur Milde.

Heimspiel ist für die deutschen Global Player oft wie ein Auftritt in Feindesland.

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