Seit dem Januar dieses Jahres verhandeln die griechischen Abgesandten mit der Europäischen Union (EU), um eine Einigung über die Reformen und weiteren Hilfen zu erzielen. Nach fünf Monaten ist bis heute kein tragbares Ergebnis erreicht worden. Die Hoffnung ist auf dem Tiefpunkt angekommen, denn mehrfach wurden die Verhandlungen zwischen den Beteiligen der EU-Kommission, Internationaler Währungsfonds (IWF) und Europäische Zentralbank (EZB) abgebrochen. Der Versuch der Athener Regierung die EU in die Defensive zu treiben gleicht einer Erpressung der übrigen europäischen Partner.

Berlin versucht derweil eine Lösung zu erreichen. Denn ein Scheitern würde zu Lasten des Kanzleramts gehen. Deutschland ist als grösste Volkswirtschaft und als stärkste politische Kraft nicht in der Lage Europa eine Richtung vorzugeben, noch weder die verschiedenen Staaten zusammenzuhalten. Auf der anderen Seite ist die Bevölkerung nicht nur in Deutschland, sondern auch im übrigen Europa der Meinung, dass ein Mitgliedstaat seine eigenen Interessen, nicht vor diejenigen der übrigen Länder stellen darf.

Nagelprobe steht noch bevor

Die Nagelprobe steht noch bevor, denn ein drittes Hilfspaket muss vom Deutschen Parlament verabschiedet werden. Die Abgeordneten sind seit Tagen mehr und mehr von der Kanzlerlinie gewichen, Griechenland unbedingt in der EU zu halten. Ein Grossteil der Bevölkerung steht auf der Seite der Abweichler und würde ebenfalls die Unterstützung versagen.

Der Sündenbock ist in jedem Fall das Kanzleramt, denn durch das Eingreifen in die Verhandlungen mit Griechenland geht ein Scheitern ebenso zu ihren Lasten, wie die Vergabe eines weiteren Krisenpakets. Berlin muss der Bevölkerung erklären warum, sie solche Hilfspakete bei einem Scheitern in der Vergangenheit geschnürt hat. Kommt es zur Einigung, muss den Wählern mitgeteilt werden, warum man ohne Abstriche den vollmundig geforderten Reformen, dennoch weitere Hilfen gewährt hat.

Griechenland hofft auf europäische Spaltung

Die griechische Regierung hofft darauf, dass Europa gespalten ist und zum Schluss sich auf ihre Seite schlägt, damit Europa nicht letztendlich auseinanderbricht. Dieses Bild wird seit Tagen von den Athener Politikern gezeichnet und verunsichert damit insbesondere die eigene Bevölkerung. Aber das Gegenteil wird der Fall sein, ein Ausschieden Hellas würde die übrigen Krisenländer noch enger an Europa binden, denn sie haben erkannt, dass für ihr weiteres Wohlergehen, Europa die einzige wirtschaftliche Chance ist. Die Menschen im übrigen EU - Land wie in Portugal, Spanien oder Slowenien sind ärmer als der Durchschnitt der griechischen Bevölkerung. So erhält ein Rentner in Portugal nur ein Drittel an Rente, wie ein Bezieher in Griechenland.

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