Ich musste einsehen, dass die an und für sich verschrobene Idee des Inländervorrangs durchaus prüfenswert ist. Gerade, wenn man Swiss fliegt. Kürzlich sass ich in der Business Class von Zürich nach Frankfurt. Die Airlinearithmetik wollte es an diesem Tag, dass die noch freien Plätze in der Economy Class teurer waren.

Bald stand eine freundliche Flight Attendant vor mir und fragte: «Mr Hussain, what would you like to drink?» Auf ihrem Schildchen stand ein Name, den man ganz unverfänglich als indigen schweizerisch bezeichnen könnte. Meinen Namen kannte sie natürlich von der Passagierliste, die sie in dieser Buchungsklasse auswendig kennen muss. Als guter Schweizer antwortete ich ihr deshalb in Mundart, ich hätte gerne ein Mineralwasser ohne Kohlensäure. Worauf sie peinlich berührt «Äxgüsi» sagte und etwas wie «Sie redet ja Schwiizertüütsch». Das Wasser überreichte sie mir dann aber wieder mit einem polyglotten «Here you are».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Einige Minuten später kam sie wieder: «A light dinner for you, Mr Hussain?» Ich: «Yes, why not.» Sie: «Äh, mit ine chan ich ja Schwiizertüütsch rede.» Ich: «Wiä si wänd. Si chönds susch au no uf Hindi probiäre.» Und sie: «Si gsend halt nöd us wiä en Schwiizer.»

Früher nannte man sie ja Air Hostess, also Gastgeberin in der Luft. Doch diese poetische Berufsbezeichnung wurde abgeschafft, weil gewisse Leute sie für geringschätzend, ja sexistisch hielten. Seither: Flight Attendant, was in gewissen Airlines den Nagel auf Kopf trifft: Flug-Meister, -Wärter, -Aufseher, -Diener.

Eine neue Idee

Während ich das Abendessen zu mir nahm und über das Schweizersein, Sprache, Aussehen und Berufsbezeichnungen sinnierte, kam mir eine Idee. Alle, die nicht eindeutig und auf unüberprüfbar viele Generationen zurück dem Schweizervolk beziehungsweise den Helvetiern beziehungsweise den Eidgenossen zugeordnet werden können, dürfen ein Ticket exklusiv in der Economy Class kaufen.

Wobei FIFA-Funktionäre, Oligarchen und wahabitische Milliardäre auf erleichtertem Weg von einer ausgeklügelten Ausnahme-Regelung profitieren und in der Business Class reisen könnten. Dies natürlich nur, sofern sie die anfallende Premium-Gebühr bezahlen.

Eine solche Affirmative-Economy-Action hätte gerade auch für die wirklich nicht beneidenswerten Flight Attendants einen praktischen Vorteil. Schliesslich müssen diese sich die Namen von Passagieren in der Holzklasse nicht merken! Da ist man als Passagier namenlos, ein Sans Nom, fast schon ein Sans Papiers; lediglich dies ist man: der Passagier auf Platz 17F.

Die Kontributoren sind externe Autoren und wurden von bilanz.ch sorgfältig ausgewählt. Ihre Meinung muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.