Seit zwei Jahren kämpft der Automationstechnik- und Energiekonzern ABB gegen schwierige Marktbedingungen. Der Preissturz bei Rohstoffen zwingt wichtigen Kundengruppen aus dem Energie- und Minensektor Zurückhaltung bei Neubestellungen auf. Auch seitens der Stromerzeuger hapert es bei der Nachfrage.

Diese Situation hat sich im Ergebnis für das erste Quartal niedergeschlagen, Auftragseingang, Umsatz und Gewinn verloren zwischen 8 und 11 Prozent. Dagegen erhöhte sich die Ebita-Marge spürbar, und der operative Cashflow schoss regelrecht in die Höhe.

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Hohe Löhne trotz schlechten Zahlen

In Anbetracht der schwierigen Marktsituation schlägt sich das Management höchst anständig. Ein Kränzchen winden mag ich der Konzernspitze dennoch nicht, zeigt man doch erstaunlich wenig Fingerspitzengefühl gegenüber Aktionären und Öffentlichkeit. Trotz schlechter Zahlen kassierte CEO Ulrich Spiesshofer (52) für das Jahr 2015 mit 9,1 Millionen Franken ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Vor allem der Bonus wurde jüngst an der Generalversammlung kritisiert. Worauf Präsident Peter Voser (57) trocken meinte, schliesslich seien die meisten Ziele erreicht worden.

Das geschäftliche Umfeld bleibt für ABB vorderhand schwierig. Das Management hat für dieses Jahr keine Prognose geliefert. J. Safra Sarasin rechnet mit 20,5 Prozent weniger Gewinn pro Aktie. Für 2017 wird wieder ein Plus von 14,2 Prozent vorausgesagt, was dann einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,2 entspricht.

Die Basler Bank empfiehlt die Aktien zum Kauf. Doch ein Einstieg setzt in meinen Augen Risikofreude und einen sehr langen Atem voraus. Ich warte noch mit dem Einstieg; den zyklischen Papieren, die seit Ende Januar kräftig zugelegt haben, dürfte kurzfristig die Puste ausgehen. Neuen Schwung könnte die Abspaltung der Sparte Stromnetze bringen. Doch darüber will ABB erst im Oktober orientieren.

Imageschaden für New Yorker Bankhaus

Noch vor einer Dekade zählte Goldman Sachs zur Weltelite der Investmentbanken. Doch die 2007 einsetzende Finanzkrise hat das US-Institut heftig getroffen. Nicht nur die Erträge haben gelitten, sondern auch das Image.

Denn das 1869 vom deutsch-jüdischen Einwanderer Marcus Goldman (1821–1904) in New York gegründete Bankhaus hatte den Anlegern vor der Finanzkrise dubiose Hypothekenderivate angedreht und hat dafür jüngst eine Busse von 5,1 Milliarden Dollar aufgebrummt bekommen. Auch in der europäischen Schuldenkrise machte Goldman Sachs keine gute Figur; die Bank soll der griechischen Regierung jahrelang geholfen haben, die Schuldensituation zu verschleiern – gegen saftiges Entgelt.

In der Schweiz wird auch gespart

Beim Geschäftsgang vermag Goldman Sachs ebenfalls nicht mehr zu glänzen. Schon 2015 ging der Gewinn um gegen ein Drittel zurück. Im ersten Quartal dieses Jahres brach er sogar um 60 Prozent ein. Nun ist Sparen angesagt, sowohl im Grossen – für die Jahresboni werden weniger Rückstellungen gebildet – wie auch im Kleinen; der Standort Genf wird geschlossen und das Schweizer Geschäft auf Zürich konzentriert.

Doch Bankchef Lloyd Blankfein (61) kann nicht endlos auf der Kostenbremse stehen. Zudem sieht es nicht danach aus, dass das laufende Vierteljahr viel besser abschneiden wird. Seit dem Höchst im letzten Sommer haben die Aktien 24 Prozent eingebüsst. Obwohl das KGV für dieses Jahr mit 11,1 verführerisch tief ist, lasse ich die Titel links liegen – vorderhand.

Filmverleiher unter Druck

1997 von Reed Hastings (55) und Marc Randolph (58) gegründet, vermietete Netflix gegen eine Gebühr DVDs. Zehn Jahre später stieg das Jungunternehmen ins Geschäft mit Video on Demand ein, die Kunden konnten von nun an Filme gegen eine fixe Gebühr über das Internet herunterladen. Von da an explodierte das Geschäft der US-Firma. Netflix ist in 190 Ländern vertreten, über 81 Millionen Mitglieder nutzen die Dienste. Kräftig gewachsen ist im ersten Quartal 2016 auch der Umsatz, nämlich um 30 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte um 17 Prozent zu – auf gerade mal 28 Millionen.

Womit ich beim Problem von Netflix bin. Denn das entspricht einer Gewinnmarge von 1,5 Prozent – zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Klar, Jungfirmen müssen sich bescheiden; eines Tages sprudeln die Erträge kräftiger. Ausser, das Erfolgsmodell ruft die Konkurrenz auf den Plan. Neben kleineren Playern hat nun auch die mächtige Amazon dieses Geschäft entdeckt und bietet einen Video-Service an – 10 Prozent billiger als der Marktleader. Und Amazon hat die finanzielle Kraft, um Netflix jahrelang unter Druck zu setzen.

Die Netflix-Aktien weisen für 2016 ein geschätztes KGV von 330 auf. Es wird lange dauern, bis der Gewinn auf einem Level ist, wo auch die Aktien einen hohen Kurs rechtfertigen. Da halte ich mich lieber an Aktien von Unternehmen, bei denen die Ertragslage heute schon stimmt und das Risiko überblickbar ist.

Biotechfirma für Geduldige

Vor einem halben Jahr habe ich über Einstiegschancen bei Basilea Pharmaceutica geschrieben. Mit der Einschränkung: «Allerdings sind Basilea nicht jedermanns Aktien, ein Kauf setzt Risikobereitschaft und Geduld voraus.» Was sich bewahrheitet hat, haben doch die Aktien seither gut ein Fünftel an Wert verloren. Gegenüber dem 2007 erreichten historischen Höchstkurs büssten die Titel sogar 70 Prozent ein.

Das Basler Unternehmen, das Medikamente gegen Bakterien- und Pilzinfektionen sowie Krebs entwickelt, hat seit der 2000 erfolgten Abspaltung von Roche den Aktionären einiges an Geduld abverlangt. Kein Wunder, Basilea erwirtschaftete noch nie einen Gewinn – für eine junge Biotechfirma allerdings nicht verwunderlich.

Doch mit zwei Medikamenten im Markt, die zunehmend auf Akzeptanz stossen, hat CEO Ronald Scott (60) das Risiko der Kapitalgeber deutlich heruntergeschraubt und die Chance auf Profite erhöht. Zudem stecken weitere innovative Antibiotika und Krebsmedikamente in der frühen Entwicklungsphase. Finanzchef Donato Spota erwartet, «dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren rentabel sind». Die Aktien bergen einige Reize. Doch meine eingangs erwähnte Einschätzung gilt weiterhin: Gefragt sind Risikobereitschaft und Geduld.

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