Vergangene Woche ist in England der Streit über die Fuchsjagd wieder entbrannt. Die Regierung will das seit zehn Jahren geltende Verbot lockern, scheiterte aber beim ersten Anlauf im Parlament. Jemand, der mich nicht sonderlich leiden kann, sagte frohlockend, dass ich als Jäger darüber doch wohl sehr traurig sein müsse. Das bin ich aber nicht im Geringsten.

Bei dieser englischen Fuchsjagd handelt es sich nicht um Jagd, sondern um eine Reitsportveranstaltung. Dafür kann man der Hundemeute auch eine Spur aus stinkendem Fisch legen. Kein einziger Fuchs muss dafür sein Leben lassen. Die Behauptung der Fuchsjagdfreunde, mit dieser Jagdart werde der Fuchsbestand reguliert, kommt mir ziemlich absonderlich vor. Wenn dreissig Hunde und sechzig Reiter hinter einem einzigen Fuchs durch die Botanik brettern, dann ist das jedenfalls eine umständliche und wenig effektive Methode dessen, was man heute «Prädatorenmanagement» nennt.

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Auch in England übrigens greift man zu Flinte und Falle, wenn zu viele Füchse sich an Hühnern vergreifen oder die Fasanen dezimieren, die man im Herbst stilvoll vom Himmel holen will. Nur die Hetzjagd, nicht die Jagd überhaupt auf Füchse ist in England verboten. So ist das bei uns schon seit achtzig Jahren. Niemand trauert dieser «Tradition» nach, der eigentlich schon mit der Revolution von 1848 der Garaus gemacht worden war.

Jagd ist kein Selbstzweck

Die damals begründete bürgerliche und bäuerliche Jagd war niemals beritten. Die Hetze zu Pferd galt ja geradezu als Inbegriff jener adeligen Jagdprivilegien, gegen die das Volk sich erhob, das lange genug hatte erdulden müssen, dass die gefrässigen Mäuler des herrschaftlichen Wildes und die Hufe der herrschaftlichen Jagdpferde es um die Früchte seiner Feldarbeit brachten. Das Land sollte nicht mehr Kulisse für repräsentatives Jagdvergnügen sein und die Jagd der Land- und Forstwirtschaft dienen, statt sie zu beeinträchtigen.

So steht das auch lange schon in den Jagdgesetzen. Es wird nur nach Interessenlage höchst unterschiedlich interpretiert. Viele Jäger haben Schwierigkeiten damit, sich als «Diener» zu verstehen.

Sie betrachten die Jagd als Selbstzweck. Wäre sie das, gäbe es sie allerdings bei uns wohl nicht mehr. Für das Töten um des Jagens willen, wie bei der englischen Fuchsjagd, gibt es keine Rechtfertigung. Man braucht dazu schon einen vernünftigen Grund. Ein Rehbraten ist einer. Ein von Hunden zerrissener Fuchs ist keiner.

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