In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Einkäufe und Rechnungen zu bezahlen. Von Bargeld über Kreditkarten und Debitkarten bis hin zu digitalen Zahlungsmethoden wie Paypal oder Twint ist für jeden Geschmack etwas dabei. Vor allem Transaktionen über Twint, Paypal und Co. haben in den letzten Jahren rasant zugenommen.

Eindrücklich war die Mitteilung der anfänglich stark kritisierten mobilen Bezahllösung Twint. Nach sieben Jahren hat die Applikation in der Schweiz fünf Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Das entspricht fast zwei Dritteln der Bevölkerung über 15 Jahre. Zudem wird die App regelmässig genutzt: Die Nutzerinnen und Nutzer von Twint haben im Jahr 2022 rund 386 Millionen Mal getwintet. Durchschnittlich hat ein Twint-Nutzer 77 Transaktionen im vergangenen Jahr gemacht.

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Immer mehr Zahlungen über eine Bezahl-App

Addiert man zu den Twint-Zahlen die Werte von mobilen Bezahllösungen wie Apple Pay, Samsung Pay, Paypal oder Google Pay, wurden im vergangenen Jahr schätzungsweise 700 Millionen Transaktionen über Bezahl-Apps gemacht. Ist das viel? Ich finde schon! Es bedeutet nämlich, dass im Jahr 2022 bereits jede achte «unregelmässige» Zahlungstransaktion (das heisst ohne Mietzahlungen, Krankenkassenprämien und ähnliches) über eine Bezahl-App erfolgt ist.

Gastautor

Andreas Dietrich ist Professor an der Hochschule Luzern und leitet das Institut für Finanzdienstleistungen Zug. Dietrich ist zudem Verwaltungsrat der Luzerner Kantonalbank. 

Die rasante Entwicklung von Twint und anderen Lösungen sind Beispiele für Geschäftsmodelle, welche nach Erreichen einer gewissen Relevanz schnell wachsen. Es dauert zwar länger, bis ein solches Netzwerk in Fahrt kommt. Wenn es sich aber durchsetzt, ist die Beschleunigung beeindruckend und der Gewinner gewinnt viel.

Nicht alle Menschen freuen sich aber ob dieser Entwicklungen und der ebenfalls zunehmenden Bedeutung von Debitkarten (plus 42 Prozent Transaktionen gegenüber 2019) und Kreditkarten (plus 31 Prozent Transaktionen gegenüber 2019). Einige Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen um das Bargeld, welches in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung verloren hat. Vor diesem Hintergrund werden wir in den nächsten Jahren wohl über die Volksinitiative für den Erhalt von Münzen und Banknoten abstimmen.

Einfacher Zugang

Damit Bargeld weiterhin Bedeutung hat, muss vor allem der Zugang zum Bargeld einfach und unkompliziert gewährleistet bleiben. Derzeit sind die Bankomaten die beliebteste Bezugsquelle für Bargeld in der Schweiz. Zwischen 2005 und 2019 hat die Zahl der Bankomaten in der Schweiz stetig zugenommen, ehe sie seit 2020 wieder etwas zurückgeht. So waren im Februar 2020 über 7240 Bancomaten im Einsatz. Ende Dezember 2022 lag der Wert noch bei 6449 (minus 11 Prozent), was noch immer 22 Prozent mehr ist als im Jahr 2005.

Misst man die Anzahl Bankomaten pro Einwohnerin oder Einwohner, sind wir in der Zwischenzeit jedoch wieder auf dem Stand von 2006.

Zukünftig werden sich Banken noch stärker überlegen, wie sie ihre Geldautomaten effizient betreiben können. Dabei muss einerseits sowohl die Anzahl der Bankomaten als auch die Bewirtschaftung kritisch hinterfragt werden. Nehmen die Transaktionsvolumina weiter ab, führt dies aufgrund der hohen Fixkosten der Bargeldinfrastruktur zu steigenden Kosten pro Transaktion. Entsprechend erwarte ich, dass das Bankomatennetzwerk in der Schweiz mittelfristig ausgedünnt wird.

Einzelne Banken haben bereits stärker damit begonnen, die Bargeldversorgung mit einem expliziten Preisschild zu versehen (zum Beispiel CSX der Credit Suisse). Wird dadurch auch der Zugang zu Bargeld erschwert? Das muss nicht sein. Es ist aber gut möglich, dass die Bargeldversorgung nicht mehr nur von Banken, sondern verstärkt auch über den Detailhandel sichergestellt wird. Sicher scheint mir bloss, dass in fünf Jahren – anders als heute – Bargeld nicht mehr dreimal so häufig eingesetzt wird wie mobile Bezahllösungen.

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