Bei der Integration der Credit Suisse muss Bankchef Sergio Ermotti auch politisch Rücksicht nehmen. In der Frage von Ausschüttungen an die Aktionäre und Aktionärinnen steckt die UBS in einer Zwickmühle. 

Auf der einen Seite sind die UBS-Aktionäre und -Aktionärinnen, allen voran der aktivistische Investor Cevian. Die Beteiligungsgesellschaft ist davon überzeugt, dass die UBS mit dem CS-Kauf ein Bombengeschäft gemacht hat. CS und UBS zusammen haben das Zeug, weltweit zur führenden Bank für die Vermögensverwaltung zu werden. 

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Vom Gewinnturbo namens CS-Akquisition wollen Cevian und die anderen Aktionäre profitieren. Nun geht Ermotti einen Schritt auf sie zu: Trotz des zweiten Quartalsverlusts in Folge wird die Dividende kräftig angehoben, und die Bank fängt wieder mit Sonderausschüttungen über Aktienrückkäufe an. Das kündigte die UBS am Dienstag an. Ausschüttungen gehen aber zulasten des Eigenkapitals. 

Angesichts einer Kernkapitalquote von über 14 Prozent kann sich die UBS die erhöhten Ausschüttungen zwar leisten. Dennoch: In Bundesbern dürften die Pläne mit gemischten Gefühlen gesehen werden. Letztlich war es die Regierung, welche der UBS die CS zum Schnäppchenpreis überlassen hat. Und die Debatte, wie die mit Abstand grösste Bank der Schweiz krisensicher gemacht werden kann, ist längst nicht vorbei. Nicht nur in der Wissenschaft gibt es Stimmen, die massiv höhere Eigenmittel für die UBS fordern. 

Bern sitzt am längeren Hebel

Je grösser die Ausschüttungen in Zukunft werden, desto stärker droht Ermotti die Debatte zu befeuern, ob der Regulator der UBS nicht neue Fesseln anlegen müsste. Es lässt sich dabei lange darüber debattieren, ob höhere Eigenmittelpolster am Ende sinnvoll sind oder nicht. 

Fakt ist, dass die Eigenkapitalausstattung und damit die künftigen Ausschüttungen der UBS stets ein Politikum sein werden. Ermotti ist gut beraten, auf diese Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Denn zu hoch empfundene Ausschüttungen drohen sonst eine politische Gegenreaktion auszulösen – und diese könnte am Ende die Bank und damit auch die Aktionäre und Aktionärinnen teuer zu stehen kommen. Diese bestimmen zwar den Verwaltungsrat und damit die Bankführung. Aber in Bern werden die Gesetze gemacht – und damit die Eigenmittelregeln, welche die UBS erfüllen muss.

Die UBS-Führung ist also nicht nur gegenüber ihren Eignern verantwortlich, sondern auch gegenüber der Eidgenossenschaft. Denn der Staat müsste wohl bei einer erneuten Schieflage die UBS rauspauken. Beide Interessen unter einen Hut zu bekommen, gleicht einem schwierigen Balanceakt, der mindestens so anspruchsvoll sein wird wie die Integration der CS.  

Holger Alich
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