Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) passt ihr Vergütungssystem nach politischen Kontroversen an. Bereits im Anschluss an den Jahresabschluss 2022 waren die Löhne bei der ZKB ein Thema. Im April wurde das Bonussystem der Bank im Zürcher Kantonsrat heftig diskutiert, nachdem sie fürs Vorjahr fast 350 Millionen Franken Gewinnbeteiligung ausbezahlt hatte. Nun, nachdem ein entsprechender Expertenbericht vorliegt, ändert die ZKB ihre Bonipolitik.

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Bereits fürs laufende Jahr werden alle variablen Lohnkomponenten – sprich: die Gewinnbeteiligung – auf das Niveau des Vorjahres «gedeckelt», wie die Bank schreibt. Damals standen die Boni Grundvergütungen von 547 Millionen Franken gegenüber, was – ohne Sozialversicherungsabgaben – einem Anteil von 39 Prozent entspricht.

Weil die Bank für 2023 aufgrund der bereits stark angestiegenen Zinserträge voraussichtlich einen deutlich höheren Gewinn ausweist, wäre auch die Summe der Boni stark angestiegen. Mit dem Deckel werde, so die ZKB, die Entwicklung der Boni nun «entkoppelt». Die Summe der variablen Vergütungen steige einzig aufgrund von «Veränderungen im Personalbestand.»

Einschneidender werden die Reformen, die aufgrund des öffentlichen und politischen Drucks vorgenommen werden, dann ab nächstem Jahr, wie die Bank – mehr oder weniger deutlich – weiter schreibt. Der Bankrat habe «die Stimmen aus dem Kantonsrat und der Politik gehört», wird Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz in der Medienmitteilung zitiert.

Noch ist unklar, wie stark der Bonusanteil sinken wird

Keine Angaben macht die Bank bislang dazu, wie stark der Bonusanteil sinken wird. Eine entsprechende Frage der «Handelszeitung» wurde von Sprecher Marco Metzler nicht beantwortet. Klar ist nur: Die sinkenden Boni werden durch eine höhere Fixlohnvergütung kompensiert, wobei ein «Sicherheitsabzug» von 6 Prozent vorgenommen wird. Sprich: Angenommen, der Bonustopf würde um 100 Millionen Franken gekürzt, hätte das zur Folge, dass die Grundvergütung der ZKB-Bankerinnen und -Banker nur um 94 Millionen Franken ansteigen würde. 

Insgesamt sollte die durchschnittliche Gesamtvergütung mit dieser Reform leicht sinken. Die Bank will sich zu Details nicht äussern, die fixe Vergütung werde an ein «marktgerechtes Niveau» angepasst, heisst es lediglich. Offenbar ergaben die Abklärungen, dass die ZKB bislang zu viel Bonus und zu wenig Fixvergütung bezahlte.

Vom neuen Lohnregime seien sämtliche Mitarbeitenden des Stammhauses der ZKB sowie der Tochter Swisscanto betroffen, heisst es bei der Zürcher Kantonalbank. Für Tochtergesellschaften im Ausland, etwa den ZKB-Ableger in Österreich, gelten andere Regeln.

Der Bonusanteil von CEO Baumann wird nicht offengelegt

Schwer abzuschätzen ist bislang, was das für den CEO der ZKB, Urs Baumann, bedeutet. Vorgänger Martin Scholl erhielt für das letzte ganze Geschäftsjahr 2021 eine Vergütung von 2,3 Millionen Franken zuzüglich aufgeschobener Boni von knapp einer halben Million Franken. Wie viel der 2,3 Millionen im Falle Scholls als variable Gewinnbeteiligung ausbezahlt wurden, sagt die ZKB nicht. Scholl übergab Ende August 2022 die Führung der Bank an Baumann.

Bislang nicht umgesetzt werden die in Form einer parlamentarischen Initiative eingereichten Forderungen, wonach der Lohn des ZKB-CEO auf das Niveau des Chefs der Schweizerischen Nationalbank gedeckelt werden sollte. Für 2022 erhielt Thomas Jordan einen Bruttolohn von gut 1 Million Franken. Die entsprechende Initiative war vom Zürcher Kantonsrat bereits im April abgelehnt worden.

Michael Heim Handelszeitung
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