Es gehe nicht darum, voreilig zu handeln, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank der belgischen Zeitung «L'Echo» vom Freitag. «Aber es könnte besser sein, schrittweise und pragmatisch zu handeln, anstatt zu spät zu entscheiden und dann übermässig korrigieren zu müssen», führte er aus. 

Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen im Kampf gegen die Inflation bereits seit September 2023 unverändert. Der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,0 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

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Drei Freiheitsgrade

Aus Sicht von Villeroy hat die EZB «drei Freiheitsgrade» hinsichtlich ihrer künftigen Geldpolitik. Diese beträfen das Timing der ersten Zinssenkung, das Tempo der weiteren geldpolitischen Lockerung danach und schliesslich das Zinsniveau, auf das die Sätze sinken könnten. «Die Tatsache, dass wir diese drei Freiheitsgrade haben, könnte ein weiteres Argument dafür sein, warum wir den ersten Schnitt nicht zu lange hinauszögern sollten», sagte Villeroy.

Nach der Geschwindigkeit gefragt, mit der die EZB nach der ersten Zinssenkung weitere Schritte nach unten gehen könnte, sagte er: «Wir werden uns weiterhin von den Daten leiten lassen.» Einen neuen Zinsausblick - in der Fachwelt «Forward Guidance» genannt - sollte es dem Gouverneur der Banque de France zufolge nicht geben.

Spaniens Notenbankchef de Cos gegen rasche EZB-Zinssenkung

Auch der spanische Notenbankchef Pablo Hernandez de Cos meldete sich zum Thema. Seiner Ansicht nach sollte die EZB ihre Geldpolitik nicht zu schnell lockern. Die Zuversicht, dass sich die Inflation weiter verlangsamen und dem Zwei-Prozent-Ziel annähere, spreche dafür, dass der nächste Zinsschritt eine Reduzierung sei, sagte de Cos.«Wir sagen nicht genau, wann es passieren wird, ich denke aber, dafür bleibt noch etwas Zeit.»

EZB-Direktorin Schnabel gegen vorschnelle Zinswende

Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnte angesichts weiterhin bestehender Unsicherheiten hinsichtlich der Inflationsentwicklung die Zinsen in der Euro-Zone zu früh zu senken. «In diesem Umfeld muss die Geldpolitik so lange restriktiv bleiben, bis wir sicher sein können, dass die Inflation nachhaltig zu unserem mittelfristigen Ziel zurückkehren wird», sagte Schnabel am Freitag in einer Rede beim European University Institute in Florenz. Die zuletzt lange Phase hoher Inflation lege nahe, dass die Europäische Zentralbank (EZB) vorsichtig sein müsse, den geldpolitischen Kurs nicht vorschnell zu ändern. Es gelte, eine Stop-and-Go-Geldpolitik wie in den 1970er Jahren zu vermeiden. (Reuters/awp/hzb/pg)