Es war eine kleine Meldung, aber interessant ist sie allemal. Nach drei Jahren beendigt der Lebensversicherer Swiss Life sein 3a-Projekt Pando. Mit der Vorsorge-App testete er nicht nur erstmals (!) ein rein digitales Produkt, sondern er griff mit der Anlagelösung auch das Geschäft der Banken an. Doch Kunden fand er kaum. Diese zahlten ihre 3a-Batzen weiterhin lieber auf Apps wie Viac oder Frankly ein.

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Steht nun die grosse Flurbereinigung in der App-Wirtschaft an? Ist das Fintech-Banking an einem Wendepunkt? Nein, ich glaube nicht daran. Gerade im Bereich der 3a-Vorsorge hat sich gezeigt, dass gut gemachte Anlage-Apps nicht nur günstiger sind als klassische Angebote, sondern auch kundenfreundlicher.

Spannend ist die Meldung wegen etwas anderem: Pando war auch ein Testfall für nachhaltiges Anlegen. Denn wie so viele setzte auch die Swiss Life auf die grüne Karte, den «grünen Impact deiner Fonds», wie es in der App heisst. In Echtzeit zeigte diese etwa, wie viel grüne Energie mit dem Investment produziert und wie viel CO2-Ausstoss vermieden wurde. Die Fonds waren an UNO-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet. Dafür sollte die Kundschaft eine Prämie bezahlen – doppelt so hohe Verwaltungsgebühren wie bei der Konkurrenz. Doch das tat sie nicht.

Dafür mehr bezahlen? Sicher nicht. Ich bezahle ja auch keine Prämie dafür, dass meine Bank kein Drogengeld wäscht.

Zwei Fragen stellen sich: Gibt es wirklich eine Zahlungsbereitschaft für nachhaltiges Banking? Und lassen sich die Angebote der Banken unterscheiden? Derzeit würde ich beide Fragen mit Nein beantworten.

Zwar fordern viele ihre Banken und Versicherer – zu Recht! – zu nachhaltigem Verhalten auf. Ich erwarte, dass mein Versicherer keine Beteiligungen an Tretminen-Produzenten hält, und meine Bank soll bitte keine Kredite vergeben an Bergbauunternehmen, die in der Umwelt freveln. Aber dafür mehr bezahlen? Sicher nicht. Ich bezahle ja auch keine Prämie dafür, dass meine Bank kein Drogengeld wäscht.

Auch ist aus Kundensicht heute kaum zu erkennen, wie grün eine Bank, ein Versicherer wirklich ist. Jede und jeder erzählt mir etwas von Nachhaltigkeitszielen und weist im Kleingedruckten irgendwelche Kennzahlen aus. Harte Labels gibt es bislang nicht. Die nun angedachten Swiss Climate Scores mögen zwar solide sein, doch ich bezweifle, dass sie bei der durchschnittlichen Retail-Bankkundin oder beim Versicherungskunden wirklich einen Unterschied machen.

Vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm, denn die Erwartungshaltung ist klar: Macht keinen Blödsinn und versprecht uns nicht das Grüne vom Himmel. Dann bleibe ich Kunde. Soll ich euch aber eine Bioprämie bezahlen, braucht es deutlich mehr als ein paar Labels oder Nachhaltigkeits-Benchmarks.

Michael Heim Handelszeitung
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