Über das Internet vermittelte Kredite werden immer beliebter, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt. Der Trend hält seit Jahren an. Sogenannte Marketplace Lending Plattformen (siehe Box) vermittelten 2022 ein Volumen von 21,4 Milliarden Franken. Dies ist viermal mehr als noch im Jahr 2017.

Eine neue Art, an Kredite zu kommen

Die Geschäftsmodelle von Marketplace Lending Plattformen unterscheiden sich fundamental von der Kreditvergabe durch Banken. Sie sind also keine Onlinebank. Internet-Kreditplattformen treten lediglich als Online-Vermittler auf. Sie nehmen keine Einlagen von Kundinnen und Kunden in ihre eigene Bilanz. Sie vergeben keine Kredite, sondern bringen Geldgeber und Kreditnehmer lediglich zusammen. Geldgeber können so direkt in Fremdkapital investieren. Dieses Angebot mischt den Markt mit Krediten regelrecht auf: In den letzten fünf Jahren hat sich das Volumen vervierfacht. Das zeigt die neueste Ausgabe des Marketplace Lending Reports der Hochschule Luzern (HSLU), der Swiss Marketplace Lending Association (SMLA) und der APEX Group. “Es ist die einzige umfassende Analyse zur Fremdkapital-Finanzierung von Schweizer Unternehmen, öffentlich rechtlichen Körperschaften und Privatpersonen über Plattformen im Internet“, betont die HSLU in ihrer heutigen Medienmitteilung.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Beliebt bei Gemeinden und Unternehmen 

Kredite und Anleihen für mittelgrosse Unternehmen, Grossunternehmen und öffentlich-rechtliche Körperschaften machen mit 13,7 Milliarden Franken fast 65 Prozent aller über Online-Plattformen getätigten Finanzierungen aus. «Für öffentlich rechtliche Körperschaften wie Gemeinden, Städte oder beispielsweise Spitäler und Verkehrsbetriebe ist Marketplace Lending zu einem wichtigen Finanzierungsstandbein geworden», sagt Co-Autor der Studie Andreas Dietrich, Professor an der HSLU.

Nur für institutionelle Investoren 

Marketplace Lending steht nur institutionellen Investoren offen – im Gegensatz zum sogenannten Crowdlending. Doch selbst beim Crowdlending haben nicht etwa private Investoren, sondern institutionelle Investoren die Nase vorn: Rund die Hälfte des investierten Kapitals stellen institutionelle Investoren bereit. Wie die neue HSLU-Studie ergab, investieren besonders Pensionskassen und externe Vermögensverwalter äusserst aktiv via Crowdlending-Plattformen. «Für die Entwicklung des Marktes in der Schweiz ist das Engagement institutioneller Investoren absolut essenziell, da die  Kreditnachfrage aufgrund der hohen Investionsvolumens schnell bedient werden kann», sagt Simon Amrein, Co-Autor der Studie.

 

Kurz erklärt: Marketplace Lending (MPL) 

Die HSLU-Studie unterscheidet zwischen drei verschiedenen Segmenten des Marketplace Lendings.  

  • Crowdlending-Kredite: Privatpersonen oder professionelle Investoren finanzieren andere Privatpersonen (Konsumkredite, hypothekarisch besicherte Kredite) oder KMU (Unternehmenskredite, hypothekarisch besicherte Kredite).  
  • Hypothekarkredite auf Online-Plattformen: Auf Vermittlerplattformen finanzieren  professionelle Investoren Hypothekarkredite für Wohn- oder Renditeobjekte. Im Gegensatz zu Crowdlending-Plattformen haben diese Plattformen eine ausschliesslich professionelle Investorenbasis  (z.B. Vermögensverwalter, Family Offices und Pensionskassen).  
  • Online-Kredite und Anleihen für mittelgrosse Unternehmen, Grossunternehmen und  öffentlich-rechtliche Körperschaften: Dieses Segment beinhaltet Kredite an Gemeinde, Städte, Kantone, staatsnahe Unternehmen sowie an Unternehmen. Bei den Investoren handelt es sich um professionelle Investoren.