Es ist das bisher radikalste Nachhaltigkeitsprojekt einer Bank: Die nun offiziell lancierte Digitalbank Radicant als Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank setzt voll auf Grün und Sozial. Alles, was sie tut, zielt entweder auf die UNO-Entwicklungsziele oder hat zumindest den CO2-Abdruck seiner Kundinnen und Kunden im Fokus. Das Angebot ist konsequent und glaubwürdig. Aber hat es auch einen Wert?

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Billig ist Radicant nicht. Zwar ist die Kontoführung kostenlos, die allgemeinen Bankspesen scheinen konkurrenzfähig mit Günstiganbietern. Doch in der Vermögensverwaltung, mit der sich Radicant am Markt unterscheiden will, werden Gebühren fällig, die über denjenigen reiner Digitalanbieter liegen. Noch gibt der Neuling seiner Kundschaft einen Anfangsrabatt. Aber mittelfristig dürften die Verwaltungskosten teilweise bei mehr als einem Prozent liegen. Wenig ist das nicht.

Banking ist kein Biobeef

Und so wird Radicant zum Test dafür, wie viel Bankkundinnen und Bankkunden für die viel gerühmte Nachhaltigkeit zu zahlen bereit sind. Oder wie viel weniger Leistung – persönliche Beratung gibt es bei Radicant nicht – sie für den gleichen Preis in Kauf nehmen, wenn hinter der Anlage dafür ein ausgebautes Nachhaltigkeits-Research steckt.

Bislang muss befürchtet werden, dass Nachhaltigkeit etwas ist, das man zwar gerne von seiner Bank einfordert, für das die meisten von uns aber keinen Aufpreis mehr bezahlen wollen. Anders als bei den Biorüebli und dem Weidebeef, für das wir im Laden auch mal etwas tiefer in die Tasche greifen. Ein deutliches Indiz dafür ist die wenig erfolgreiche 3a-App Pando von Swiss Life, die ebenfalls voll auf Nachhaltigkeit setzte, damit aber kein Publikum erreichte, wie der Lebensversicherer bereits offen zugegeben hat.

Schlecht ist das Angebot von Radicant nicht. Die zusammen mit Google entwickelte Digitalplattform ist State of the Art und skalierbar, das Ganze ist als Bank mit eigener Banklizenz solide aufgesetzt und wirkt frisch. Ob aber auch die grüne Karte von Radicant sticht, dürften viele in der Branche genau beobachten. 

Michael Heim Handelszeitung
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