Das war ein Eigentor. Mit einer Studie wollte Mastercard belegen lassen, dass Kartenzahlungen volkswirtschaftlich günstiger sind als Bargeld. Und lieferte dann indirekt Zahlen, die etwas ganz anderes zu zeigen scheinen: Irgendjemand verdient mit den neuen Debitkarten richtig viel Geld.

«Was solls?», könnte man fragen. Wir leben in einer Marktwirtschaft, und wenn ein neues Produkt ankommt, ist es nur gut und recht, wenn Anbieter damit Geld verdienen. Und die vor ein paar Jahren lancierten neuen Debitkarten sind ein Erfolg. Sie können mehr als die alten Postkärtli und Maestrokarten und machen in vielen Fällen eine teurere Kreditkarte überflüssig. Als Konsument bin ich ein grosser Fan davon.

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Doch das Ganze kommt mit einem Aber. Denn die Rechnung dafür bezahle nicht ich als Konsument, sondern derjenige auf der anderen Seite der Kasse. Ihm wird bei jeder Transaktion eine Gebühr belastet, und ein Teil davon fliesst auch an meine Bank, die damit meine Karte finanziert. Das freut die Banken und ärgert den Handel.

Dass sich die Wettbewerbskommission immer wieder um das Kartengeschäft kümmern muss, ist ärgerlich – aber notwendig. Denn von einem funktionierenden Markt kann nicht die Rede sein. Ein Teil der Kartengebühren wird von Firmen wie Visa und Mastercard für alle Teilnehmer einheitlich festgelegt, und diese Gebühren bestimmen die Einnahmen der Kartenherausgeber.

Die meisten Zahlungen in Läden und Restaurants werden zudem von einer einzigen, marktmächtigen Firma abgewickelt: Wordline. An dieser sind über die SIX wiederum auch die Schweizer Banken beteiligt. Das Kartengeschäft ist so etwas wie ein grosses, geduldetes Kartell. Die Weko ist die Schiedsrichterin in diesem Spiel, und sie macht das nicht schlecht.

Mit der Aussicht auf – zeitlich begrenzt – höhere Gebühren holte die Weko einst Visa ins Schweizer Debitkartengeschäft und brach so das Maestro-Monopol von Mastercard bei den Banken. Gelingt es ihr nun, die Gebühren wieder runterzuregulieren, hat sie wenigstens in einem Teil des Marktes für mehr Wettbewerb gesorgt. Und für ein besseres Angebot aus Konsumentensicht.

Viel wichtiger wäre aber, dass auch ausserhalb des Kartensystems Alternativen entstehen. Echte Alternativen, die für Preisdruck sorgen. Dass die Nationalbank als Herrin über den Zahlungsverkehr bei den neuen Instant Payments nicht mehr Druck auf die Banken ausübt, ist bedauerlich. Würde man alle Banken verpflichten, Banküberweisungen in Echtzeit auszulösen, könnten Händler oder Banken darauf neue Bezahlsysteme aufbauen, die in einen Wettbewerb mit dem Kartenoligopol oder dem ebenfalls von den Banken kontrollierten Twint-System treten könnten. Und dann hätte vielleicht auch die Weko etwas weniger Arbeit mit der Payment-Branche.

Michael Heim Handelszeitung
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