Christian Poerschke, Raiffeisen erzielt 1,4 Milliarden Franken Gewinn im Geschäftsjahr 2023. Gratulation. Wie kam er Ihrer Meinung nach zustande?

Wir haben in fast allen Ertragspositionen deutliche Steigerungen erzielen können. Im  Zinsenergebnis, im Kommissionsdienstleistungsgeschäft, im Handelsergebnis. Das sind starke Werte. Dazu hat Raiffeisen ein moderates Wachstum bei den Kosten von 7 Prozent, 15 Prozent bei den Erträgen. Das führt im operativen Geschäft zu einem sehr starken Ergebnis.

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Wie ist Ihre Bank ins neue Jahr gestartet?

Ich bin vorsichtig mit dem Ausblick. Wir hatten zwar ein sehr erfreuliches Jahr 2023, gehen aber davon aus, dass 2024 etwas gedämpfter verläuft. Die Entwicklung wird voraussichtlich nicht so wie in den letzten Jahren verlaufen, in denen regelmässig mehr oder zusätzliche Gewinne erzielt werden konnten.

Bei den Hypotheken, haben Sie Wertberichtigungen von nur 0,1 Prozent. Erstaunlich, denn aufgrund des angestiegenen Zinsniveaus glaubten viele Experten, Hypothekarschuldner bekämen Probleme. Das hat sich offenbar nicht bewahrheitet. Auf was führen Sie das zurück?

Nein, es hat sich überhaupt nicht bewahrheitet. Die tiefen Wertberichtigungen haben natürlich sehr stark mit unserer konservativen Risikopolitik zu tun. Wir schauen uns unsere Schuldner sehr genau an. Das führt dazu, dass wir eine Wertberichtigungsquote von 0,13 Prozent haben bzw. die effektiven Ausfälle sogar nur bei 0,006 Prozent liegen. Das sind Werte, auf die sind wir sehr stolz. Denn es bedeutet: Raiffeisen hat das Hypothekargeschäft im Griff.

Sie haben 55'000 Kunden und dazu noch 56'000 neue Genossenschaftsmitglieder gewonnen. Das ist auch ein unglaublicher Boom, oder?

Hätten Sie mich gefragt, worauf ich im Abschluss 2023 ganz besonders stolz bin, hätte ich Ihnen genau diese beiden Zahlen genannt. Ich darf sagen: Wir sind bereits auf einer sehr hohen Basis unterwegs. Raiffeisen hat über zwei Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter und über dreieinhalb Millionen Kundinnen und Kunden. Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 55'000 Neukunden so viele Menschen für uns gewinnen können wie die Stadt  Biel Einwohnerinnen und Einwohner hat. Und wenn man das in Relation zu dem setzt, wo wir bereits im Markt stehen, ist das wirklich eine tolle Leistung.

Die Eigenkapitalquote liegt bei Ihnen bei 25,8 Prozent. Ich habe das zweimal anschauen müssen. Das ist eine sehr, sehr starke Kapitalisierung und ein Rekordwert für eine Schweizer Bank, oder nicht?

Wir sind da auch extrem stolz drauf. Uns ist die Kapitalisierung sehr wichtig. Unsere  gute  Kapitalisierung  wird ausserdem regelmässig von den Ratingagenturen herausgestrichen. Diese 25,8 Prozent entsprechen 25  Milliarden Franken. Wir sind wirklich sehr  kapitalstark. Wir sind eine sehr sichere Bank. Das ist uns auch ein Bedürfnis und hat natürlich auch mit unserem genossenschaftlichen Modell zu tun.

Was machen Sie mit dem Gewinn?

Unsere Gewinne werden zu über 90 Prozent thesauriert. Unsere grosse Stärke ist, dass wir regelmässig und jetzt durch ein sehr gutes Ergebnis im Geschäftsjahr 2023 unsere Kapitalbasis weiter stärken können.

Sie sind die Nummer zwei in der Schweiz. Warum haben Sie die CS nicht  übernommen?

CS ist in ganz anderen Geschäftsfeldern unterwegs. Das hätte nur in ganz wenigen Bereichen funktioniert.

Aber rein von den Zahlen her, hätten Sie es locker stemmen können?

(lacht) Ich lasse mich jetzt nicht aufs Glatteis führen.

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