Ein italienischer Ökonomieprofessor, der in Lugano lehrt, ein kleiner Verlag, ein intelligenter Herausgeber: Mehr braucht es nicht, um die Welt der Ökonomen zu sezieren. Der Herausgeber, Literaturwissenschaftler Joseph Vogl, stellte vor Jahresfrist mit dem Buch «Das Gespenst des Kapitals» die Absurdität der Finanzmärkte ins Schaufenster (siehe BILANZ 8/2011). Der Ökonom Christian Marazzi zeigt nun auf, dass es sich dabei nicht um Unfälle handelt, sondern um den normalen Gang der Dinge, wenn sich die Geldwirtschaft von der realen Welt der Güter und Dienstleistungen wegbewegt – um in «wachsenden» Märkten «angemessene» Renditen zu erzielen.

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Auf diesem Weg vereinnahmt sie alles, einschliesslich des sozialen Lebens der Menschen, und wird so zur «Diktatur des Marktes», in der «Finanzsowjets» bestimmen, was die Bedürfnisse der Allgemeinheit zu sein haben. Um das zu ändern, verlangt Marazzi mit herrlich streitbaren Worten nach neuen Spielregeln. Aber nicht nach solchen, die von den Experten der Geldwirtschaft vorgegeben werden, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen, sondern nach Regeln, die aus den Wünschen des Volkes heraus wachsen. Auch wenn diese diffus und widersprüchlich ausfielen, seien sie auf jeden Fall humaner als diejenigen der Welt der Finanzmärkte.