Die Gehälter der Konzernchefs in den 30 grössten an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen sind im vergangenen Jahr weniger stark gestiegen als die Bruttogehälter ihrer Angestellten.

Mittlerweile bekomme ein Konzernchef das 50-fache seines Mitarbeiters, heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Technischen Universität München mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Vor zwei Jahren war es noch das 54-fache gewesen.

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Vorstandsgehälter wuchsen langsamer

Die Gehälter der Chefs stiegen der Analyse zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent, die Bruttolöhne und -gehälter dagegen um 2,5 Prozent. Die Vorstandsgehälter wuchsen damit das zweite Jahr in Folge langsamer als die Bruttolöhne, wie Gunther Friedl von der TU München erklärte.

Diese Entwicklung sei «bemerkenswert», weil die operativen Gewinne der im Deutschen Aktienindex notierten Unternehmen im vergangenen Jahr «geradezu explodiert» seien. Sie legten um ein Viertel auf 114,2 Milliarden Euro zu.

Friedl erklärte die Entwicklung auch mit der gesellschaftlichen Debatte über die Höhe der Managervergütungen. Einzelfälle von unangemessenen Bezügen würden in der Öffentlichkeit stark diskutiert und dienten «Manchen als Warnung». Der Betriebswirtschafter sprach sich aber gegen eine gesetzliche Obergrenze aus.

Schnitt liegt bei 5,5 Millionen Euro

Bestverdiener unter den Dax-Chefs war im vergangenen Jahr SAP-Vorstand Bill McDermott mit 13,8 Millionen Euro. Er sei damit der dritte Vorstandsvorsitzende nach Martin Winterkorn bei VW und Josef Ackermann bei der Deutschen Bank, der die Zehn-Millionen-Schallmauer durchbreche, erklärte Friedl. Im Schnitt bekamen die Spitzenmanager 5,5 Millionen Euro pro Jahr für ihre Arbeit.

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler erklärte, die zehn Millionen Euro kristallisierten sich immer stärker als obere Grenze für Managervergütungen heraus. «Alles darüber führt zwangsläufig zu einer öffentlichen Debatte, die die Reputation des Unternehmens und der handelnden Personen gefährden kann.»


Eine gesetzliche Obergrenze hält die DSW aber für kontraproduktiv. «Wir ahnen, dass Aufsichtsräte und Vorstände sich nicht vom Gesetzgeber einschränken lassen wollen.»

Springer-Chef wohl mit höchster Vergütung

Tüngler erklärte, die höchste Vergütung im vergangenen Jahr habe Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner bekommen: Das Unternehmen habe «mit der fast 20 Millionen Euro schweren Vergütung» für Döpfner den in Deutschland üblichen Rahmen gesprengt.

Eine Sprecherin des Springer-Konzerns wies die Darstellung zurück. Wie dem Geschäftsbericht von Axel Springer zu entnehmen sei, habe 2016 die Gesamtvergütung des vierköpfigen Vorstandsgremiums insgesamt 19,2 Millionen Euro betragen.

Die Summe von «fast 20 Millionen Euro» sei, anders als von Tüngler dargestellt, also nicht allein an den Konzernchef Döpfner gegangen, sagte Konzernsprecherin Bianca-Maria Dardon in Berlin. Wie hoch Döpfners Vergütung ausfiel, machte der Konzern nicht öffentlich.

Opting-Out lässt Lohn im Dunkeln

Tüngler wies darauf hin, dass es keine exakte Zahl zu Döpfners Einkommen gebe, weil der Medienkonzern das Opting-Out nutze, ein «Überbleibsel aus alten intransparenten Zeiten», dessen Tage «zum Glück» gezählt seien. Danach sei die DSW auch bei der Vergütung Döpfners nicht mehr auf eine Schätzung angewiesen.

Das Opting-Out ist eine Übergangsregel, wonach Unternehmen die Erfüllung der Veröffentlichungspflichten einige Jahre hinauszögern können.

Die DSW ist nach eigenen Angaben mit 30'000 Mitgliedern die führende deutsche Aktionärsvereinigung. Sie vertritt jährlich in etwa 700 Generalversammlungen Aktionäre gegenüber den Unternehmensverwaltungen.

(sda/ccr)

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