Der Wert von Bergwerken und Stahlhütten hat aufgrund des Preiseinbruchs bei Rohstoffen so gelitten, dass einige von ihren Eigentümern verschenkt wurden, um Verluste einzudämmen oder Schulden abzubauen. Aber mindestens ein Metall zieht derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich.

Niob, benannt nach einer Sagengestalt der Antike, wird für die Produktion von leichterem und stärkerem Stahl für Industrierohre und Flugzeugbauteile verwendet. Erzeugt wird das Metall nur an drei Orten weltweit, und sein Preis liegt knapp achtmal so hoch wie der für Kupfer.

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Lukrativ, aber unbekannt

Im April erwarb China Molybdenum die brasilianische Niob- und Phosphat-Tochter von Anglo American und schlug damit mindestens 15 Konkurrenten aus dem Feld. Der Preis lag bei 1,5 Milliarden Dollar, 50 Prozent höher als Analysten erwartet hatten. Der Kaufrausch, an dem auch Vale SA, Apollo Global Management LLC und X2 Resources teilnahmen, zeigt die zunehmende Attraktivität eines Marktes mit einem Volumen von bis zu 4 Milliarden Dollar für ein weiches, silbriges Metall, das vielen Experten weitgehend unbekannt ist.

«Ich wusste nicht, was Niob ist, und ich war schon 20 Jahre in der Bergbauindustrie tätig, bevor mir diese Gelegenheit über den Weg lief», sagt Craig Burton, Vorsitzender von Cradle Resources. Das Unternehmen will in Tansania das Niob-Projekt Panda Hill für 200 Millionen Dollar vorantreiben. «Ich musste erst einen Blick auf das Periodensystem werfen, um sicher zu sein, dass es ein Element war. Es ist definitiv ein Nischenbereich.»

Schwer zu bewerten

Niob ist schwer zu finden und schwer zu bewerten. Mehr als 80 Prozent des weltweiten Angebots kommen von einer einzigen Gesellschaft, der Cia. Brasileira de Metalurgia & Mineracao (CBMM) aus Brasilien. Das Metal Bulletin, das Preise für so exotische Metalle wie Wismut und Germanium veröffentlicht, erklärt, es gebe nicht genug Liquidität, um einen Preis für Niob anzugeben.

Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Preis für Niob bei rund 40 Dollar je Kilogramm, berichtet Cradle Resoures aus Perth, Australien. Eine entsprechende Menge Kupfer kostete an der London Metal Exchange rund 5,49 Dollar. Die weltweite Nachfrage nach Niob beläuft sich auf 90'000 bis 100'000 Tonnen jährlich.

Aus lediglich drei Bergwerken

Im vergangenen Jahr ist der Niob-Preis laut Anglo American allerdings gefallen, da die Stahlnachfrage aufgrund der sinkenden Öl- und Gaspreise und der daher geringeren Käufe von Metallrohren schwächelte. Fast die gesamte Menge des Metalls kommt aus lediglich drei Bergwerken in Brasilien und Kanada, so dass der marktbeherrschende Produzent CBMM das Angebot an die Nachfrage anpassen und so den Preis beeinflussen kann.

Das Geschäft ist weiterhin attraktiv, weil es nur wenige Bergwerke für die Niob-Produktion gibt. Rund neun Prozent der weltweiten Produktion entfallen auf Anglo und Niobex, der Rest auf die brasilianische CBMM, wie Argonaut Securities Pty. berichtet. Sowohl die USA als auch Europa haben Niob als strategisch wichtiges Metall eingestuft.

«Niob ist ein einzigartiges Geschäft», sagt Kalidas Madhavpeddi, Leiter der Sparte CMOC International von China Molybdenum. «Wir wollen normalerweise von Leuten kaufen, die es bedauern zu verkaufen. Wir haben sehr sorgfältig eine Kriegskasse aufgebaut in Erwartung eines Abschwungs in der Branche.»

Von Milliardärsfamilie kontrolliert

CBMM, die von der Milliardärsfamilie Moreira Salles kontrolliert wird, dominiert das Angebot, seit sie vor fünf Jahrzehnten den Betrieb aufnahm. Das Unternehmen veräusserte 2011 einen Anteil von 30 Prozent an eine Gruppe asiatischer Stahlhersteller in zwei Transaktionen mit einem Wert von 3,9 Milliarden Dollar.

Die Bieter, die bei Anglo nicht zum Zuge kamen, könnten ihr Interesse auf das Panda-Hill-Projekt von Cradle in Tansania lenken, heisst es in einer Studie von Argonaut. Abhängig von der Finanzierung, soll das Projekt Mitte 2018 die Produktion aufnehmen.

Die Verkäufe «haben eine Menge Teilnehmer ins Spiel gebracht», kommentiert Burton von Cradle. «Es gab nur einen Gewinner. Damit bleiben viele Parteien übrig, die an einem Gespräch mit uns interessiert sein dürften, weil wir Kapital beschaffen müssen, um dieses Projekt zum Laufen zu bringen.»

(bloomberg/ccr)