Jungfirmen haben meist gute Ideen und sind äusserst innovativ bei der Umsetzung. Doch bei den Verhandlungen mit potenziellen Kunden sind sie gegenüber der etablierten Konkurrenz im Nachteil. Zum einen ist ihre Referenzliste, also ihr Leistungsausweis, äusserst klein. Anderseits fragen sich mögliche Auftraggeber, ob denn das Jungunternehmen die versprochenen Serviceleistungen auch erbringen könne. Schliesslich kommt jedes zweite Start- up-Unternehmen in den ersten fünf Jahren ins Schlingern und verschwindet von der Bildfläche. Mit solchen Problemen hatte die letzten Herbst gegründete Softwarefirma Nexplore nicht zu kämpfen. Zumindest nicht bei der Schweizerischen Teletext AG oder kurz Swiss TXT, denn das Kernteam des heute in Thun im E-Tower domizilierten Jungunternehmens arbeitete schon früher für die Bieler Content-Lieferanten. Noch vor Jahresfrist waren nämlich die innovativen Softwarehersteller auf der Lohnliste der Dynasystem, die Businesslösungen unter anderem für Swiss TXT realisierte. Als dann die Web- Profis von Dynasystem mit dem Segen ihres bisherigen Arbeitgebers selbstständig wurden, waren sie mit ihrer Firma Nexplore bei Teletext bestens eingeführt. «Mit Swiss TXT haben wir eine echte Partnerschaft», freuen sich Nexplore-Geschäftsleiter Bernhard Steiner, der technische Leiter Simon Christ und Projektleiter Christoph Fankhauser. Diese Kooperation geht so weit, dass das für Teletext neu entwickelte Content-Management-System (CSM) mit dem Namen Cesim ab Herbst von Swiss TXT und Nexplore gemeinsam international vermarktet wird. «Die Nachfrage ist riesig», weiss Marktkenner Stephan Rüesch von Swiss TXT, womit sich für die Jungfirma praktisch von selbst eine Goldgrube öffnet. Doch das ist Zukunftsmusik. Jetzt muss die Cesim zuerst die Bewährungsprobe bestehen. Und die Anforderungen sind gross. Eine Million Leser täglich nutzen das Teletext-Newsangebot. Aber längst sind diese News auch per SMS, per Wap und übers Internet abrufbar. Die mehrfache Verwendung der von den Redaktorinnen und Redaktoren von Swiss TXT aufbereiteten News entspricht dem Konzept. Doch technische Hürden verhinderten bisher die effiziente Umsetzung und den weiteren Ausbau des Multi-Channel-Konzeptes des Bieler Newsproviders. «Die vielen für die verschiedenen Medien nötigen Editier- und Konvertierarbeiten», so Geschäftsleiter Bernhard Steiner von Nexplore, «mussten bisher in den verschiedenen Redaktionen von Swiss TXT zum grössten Teil von Hand ausgeführt werden.» Mit dem neuen Content-Management-System Cesim sind die Zeiten der Handarbeiten vorbei. Künftig läuft alles automatisch, ganz gleich, über welches elektronische Medium die Meldungen verbreitet werden. Das erleichtert den rund 200 Redaktorinnen und Redaktoren nicht nur die Arbeit, sondern ermöglicht Realtime-Meldungen beispielsweise von Toren wichtiger in- und ausländischer Fussballspiele gleichzeitig über alle Informationskanäle. Dass über all diese Kanäle auch die Übermittlung von Bild, Audio und Video möglich sein muss, versteht sich im multimedialen Zeitalter von selbst. Für Nexplore selber steht jetzt eine weitere Wachstumsphase an. Sieben Personen waren es vor rund einem Jahr, die den Weg in die Selbstständigkeit wagten. Neu dazugestossen war damals der heutige CEO Bernhard Steiner. «Ich wurde damals als Unternehmensberater zugezogen und endete als Firmenchef des von mir vorgeschlagenen Spin-offs.» Jetzt zählt die Thuner Firma bereits elf Mitarbeiter. Mehr als zwanzig sollen es aber nicht werden. Aktivitäten wie beispielsweise die künftige internationale Vermarktung von Cesim sollen immer konsequent in eine eigene Firma ausgelagert werden. Dazu Steiner: «Diese Strategie garantiert uns auch in Zukunft eine grosse Flexibilität und verhindert eine Beeinträchtigung unseres Kerngeschäftes, nämlich die Entwicklung neuer und cleverer Software-Tools für das E-Business.»
Partner-Inhalte