Hat das Geschlecht einen Einfluss auf die Performance eines Fonds? Laut der neusten Studie der IG Bank nicht: «Unsere Studie räumt mit dem – vielleicht unausgesprochenen – Mythos auf, dass das Geschlecht einen Einfluss auf die Fondsperformance hat. Das tut es eindeutig nicht», fasst Dorothée Borca Dumortier, Head of Sales bei der IG Bank ihre Ergebnisse zusammen.

Dieses Resultat ist umso überraschender, als dass es keine Korrelation zwischen der Performance der von Frauen geführten Fonds und der von Männern geführten Fonds gibt, in der Führungsetage jedoch nur knapp 15 Prozent Hedgefonds-Managerinnen zu finden sind.

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Die Schweiz liegt im Vergleich zu anderen Finanzzentren minimal über dem Durchschnitt: Gleichauf mit England erreicht sie einen Prozentwert von 16,2, was immer noch «erstaunlich niedrig» ist, wie es im Bericht heisst. Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen kommen nur auf tiefe 7,7 Prozent.

Weit verbreitete Skepsis gegenüber weiblichen Führungskräften

«Die Hedgefonds und die Finanzdienstleistungsbranche im Allgemeinen bieten Frauen enorme Möglichkeiten, ihre Karriere zu entwickeln», so Borca Dumortier. Nur begegneten Frauen in der Finanzbranche Hindernissen, die ihre Karrieren stoppten. So erzählten Hedgefonds-Partnerinnen im Rahmen der Studie von der weit verbreiteten Skepsis der Branche gegenüber weiblichen Führungskräften.

Anlegende seien oft misstrauischer, wenn Frauen in der Führungsetage zu sehen sind – was sich negativ auf die Fondsperformance auswirken kann –, und Frauen sähen sich gezwungen, mehr Sitzungen wahrzunehmen als männliche Kollegen im selben Alter oder mit derselben Teamgrösse.

Frauen begegnen höheren Hürden als Männer

In Bezug auf die Einstellung stellt der Bericht fest, dass Männer mitunter als General Partner eingestellt werden, auch wenn sie noch keine Erfahrung mit Investmentteams mitbringen – von Frauen hingegen wird erwartet, dass sie bereits versiert sind und Erfahrung mitbringen.

Darüber hinaus neigen Frauen dazu, sowohl weibliche als auch männliche Kandidierende für Positionen in der Geschäftsleitung und im Vorstand vorzuschlagen. Männer indes schlagen oft nur männliche Kandidaten für solche Positionen vor. Katja Bergman, Co-Gründerin und General Partner von Brightly Ventures, illustriert den Umstand: «Während Frauen drei Frauen und vier Männer vorschlagen, stellen Männer oft sieben Männer auf.» 

Sie führt diesen Umstand weniger auf die direkte Diskriminierung zurück als vielmehr auf fehlende Managerinnen in ihrem Netzwerk. Entsprechend würden viele Männer Bergman fragen, ob sie noch andere Frauen kenne.

Mentorinnen und Vorbilder fördern

Mala Gaonkar und Divya Nettimi sind zwei solche Frauen: Die beiden eröffnen dieses Jahr in den USA Hedgefonds mit einem verwalteten Vermögen von jeweils mehr als 1 Milliarde Dollar und managen damit zwei der weltweit grössten von Frauen geführten Fonds.

Dorothée Borca Dumortier begrüsst solche Entwicklungen und meint: «Aus meiner Erfahrung heraus würde ich Frauen in der Anfangsphase ihrer beruflichen Entwicklung dringend empfehlen, sich einen erfahrenen weiblichen Mentor in der Branche zu suchen.» Das helfe, etwaige Hindernisse mit einem Minimum an Aufhebens zu überwinden. 

Entsprechend wichtig sei es, dass solche weiblichen Vorbilder sichtbar sind und jungen Frauen aufgezeigt wird, welche Möglichkeiten ihnen in der Branche offenstehen – so im Bereich der Analyse, des Handels und der Investitionen, der Geschäftsentwicklung, der Produktentwicklung oder des Betriebs.

Und Borca Dumortier, ihres Zeichens Führungsperson in der Finanzbranche, nimmt die Ausgangslage auch als persönliche Zielsetzung an: «Als eines der wenigen Finanzinstitute mit einer weiblichen Vorstandsvorsitzenden und mit Geschlechterparität freuen wir uns darauf, unser Know-how in diesem Bereich weiterzugeben und Initiativen zu unterstützen, die talentierten Frauen und Mädchen die richtige Infrastruktur für ihren Erfolg bieten.»

Tina Fischer
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