Wenn ein grosser Manager an der Spitze eines Unternehmens scheitert, dann ertönt der Ruf nach einem anderen grossen Manager. In einer Welt komplexer Systeme und eines tief greifenden, zum Teil radikalen Wandels können damit aber immer weniger Probleme gelöst werden. Meist werden so nur weitere Schwierigkeiten und Krisen programmiert, denn durch die Personalisierung der Führung wird der Blick auf die wirklich wichtigen Fragen der Funktionsfähigkeit einer Firma verstellt.

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Die an der Spitze stehenden Personen sind zwar gut sichtbar, und medial wirkt Kritik an ihnen in vielen Fällen auflagenfördernd, was den Medien unbenommen sei. Doch sind die Personen genauso wenig das wirkliche Problem wie Kopfschmerzen bei einem Gehirntumor.

Zuverlässiges Funktionieren eines Unternehmens ist gerade darin begründet, dass an seiner Spitze keine Menschen mit übermenschlichen Fähigkeiten stehen müssen. Denn selbst die besten Executives können auf Dauer keinen Erfolg haben, wenn die Managementsysteme einer Organisation unterentwickelt oder falsch ausgelegt sind.

Um ein Formel-1-Rennen zu gewinnen, braucht auch ein Weltmeister einen perfekten Rennwagen und eine Menge weiterer, hochpräzis funktionierender Systeme. Daran stösst sich kaum jemand. Im Gegenteil: Es würde verwundern, wenn man auf solche Systeme verzichten und sich wie die frühen Helden des Automobilsports aufs Gespür verlassen könnte.
Wenn sich hingegen Manager mit Regulierungs- und Lenkungssystemen für ihr Unternehmen befassen, bringt sie dies schnell und oft irreversibel in Bürokratieverdacht.

Gerade die besten Führungskräfte achten aber darauf, dass sie alles verfügbar haben, was ihnen in der heutigen hochkomplexen Wirtschaft ein sicheres Navigieren ihrer Konzerne unter allen denkbaren Bedingungen ermöglicht.

Für die neuen Realitäten des 21.  Jahrhunderts sind beispielsweise gänzlich neue, weit in die Zukunft weisende Quantifizierungssysteme unabdingbar. Dazu gehört unter anderem die Bestimmung der Substitutionsdynamik neuer Technologien, das heisst der zeitlichen Abfolge, in der bisherige Technologien durch neue verdrängt werden. So ist es durchaus fraglich, ob zum Beispiel Microsoft ihre heutige Dominanz über das Jahr 2015 hinaus aufrechtzuerhalten vermag.

Auch für das Lancieren von Innovationen sind heute präzise strategische Navigationssysteme nötig – und auch verfügbar –, mit denen auch das scheinbar Unbekannte quantifiziert werden kann. Die Risiken von Misserfolgen sind einfach zu hoch geworden, ein Scheitern zu teuer. Dies wird unter anderen die Pharmabranche zu tief greifenden Restrukturierungen führen, weil das erfolgreiche Entwickeln neuer Medikamente selbst für die grössten Konzerne immer weniger tragbar ist. Finanzkennziffern sind in diesem Zusammenhang nicht nur ungeeignet, sondern sogar irreführend, was durch die Finanzkrise überdeutlich wurde.

Für das Lenken von Unternehmen braucht man heute weniger Betriebswirtschaftslehre und Business Administration, dafür mehr moderne kybernetische Steuerungslehre mit ihren Erkenntnissen über die Funktionen unter Hochkomplexitätsbedingungen.

So wie moderne Autos selbstverständlich mit Driver Assistant Systems ausgestattet sind, sind Management Assistant Systems nötig und auch möglich für die Vervielfachung von Führungskraft, -wirksamkeit und
-präzision von Topmanagements.

Fredmund Malik, Management-Experte, ist Unternehmer, habilitierter Professor, Gründer und Chef von Malik Management sowie Autor mehrerer Fachbücher-Bestseller.