Es ist eine der unangenehmsten und schwierigsten Situationen im beruflichen Kontext: das Aussprechen einer Kündigung. Sei es als Arbeitnehmerin, welche ihren Job aufgibt, oder als Arbeitgeberin, die dem Mitarbeiter die schlechte Nachricht überbringt.

In jedem Fall sind grosse Emotionen im Spiel. Wortwahl, Zeitpunkt, Ort und Sozialkompetenzen sind ausschlaggebend; die Art und Weise, wie man die Auflösung des Arbeitsverhältnisses gestaltet, muss wohlüberlegt sein. Und es gilt: Ein Kündigungsgespräch ist Chefinnensache, das Delegieren inakzeptabel.

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Die Kündigung wohlüberlegt angehen

Vorgesetzte müssen diese unangenehme Situation aushalten können und auch genügend Zeit dafür einplanen. Menschen reagieren mit Schock, Wut oder Unverständnis. Der Rahmen soll wohlüberlegt sein. Doch gerade in Firmen, die dezentral arbeiten, sind Kündigungsgespräche von Angesicht zu Angesicht schwierig geworden. Digitalisierung und Videocalls haben dazu beigetragen, dass das Arbeitsleben primär online stattfindet. Entsprechend erfolgen immer mehr Kündigungen virtuell – das ist unpersönlich. 

Das heisst aber nicht, dass eine Kündigung einfacher wird. Auch im virtuellen Raum gilt es, Empathie zu zeigen und sich die Zeit zu nehmen für das Gespräch. Angestellte benötigen eine Weile, um sich zu fangen – die Fragen folgen oft erst im Nachhinein. Was wiederum Zeit braucht. 

Auch die Phase nach der Kündigung ist unangenehm. Im gekündigten Verhältnis weiterzuarbeiten, ist für alle Beteiligten schwierig. Warum haben sie der Kollegin gekündigt? Was läuft schlecht im Unternehmen? Und kann es sein, dass ich der Nächste bin? Es versteht sich von selbst, dass Teams blockiert sind und mit diesen Fragen im Kopf nicht performen können. 

Den Prozess von der Pike auf überarbeiten

Völlig unangebracht und unprofessionell sind Kündigungen «in globo», sprich: Das gesamte Team wird zusammengetrommelt und gekündigt. Das ist vor allem nicht weitsichtig aus Firmensicht. Solche Aktionen sprechen sich herum, und bei zukünftigen Stellenausschreibungen verringern sich die Chancen, qualifizierte Leute zu finden. Diese Firmen dürfen dann aber auch nicht über den Fachkräftemangel klagen. Ihr Mangel ist hausgemacht.

Per Ende letzten Jahres waren hierzulande rund 120’000 Stellen unbesetzt, die Arbeitslosenquote lag fast historisch tief. Unternehmen sind deshalb gut beraten, ihre ganzen Prozesse – nicht nur den Kündigungsteil – von der Pike auf mit Sozialkompetenz und Empathie zu versehen. Denn auch wenn die Umstände noch so widrig sein mögen: Unprofessionelle und unpersönliche Prozesse schaden dem gesamten Firmenimage. Wer die Prozesse im Griff hat, sodass sich die Leute wertgeschätzt fühlen, der wird auch in turbulenten Zeiten, in denen gutes Personal hart umkämpft ist, gute Angestellte anziehen können. Weil das Firmenklima stimmt.

Alexia Hungerbühler ist Mitgründerin von Women for the Board, einem Netzwerk von Frauen, die sich für Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandate interessieren.