Im Wallis ticken die Uhren anders: Während in der übrigen Schweiz die grossen Krankenkassen mit Hunderttausenden von Mitgliedern dominieren, halten sich dort immer noch knapp zwanzig Kassen, die ihre Versicherten aus wenigen Gemeinden rekrutieren. Vielen mag das als Anachronismus erscheinen, doch für Hermann Biner war es ein zukunftsweisender Glücksfall. Denn der an ihn ergangene Auftrag der Krankenkasse Zermatt, eine Software für die Kundendatenadministration zu schreiben, gab ihm den entscheidenden Anstoss, selbstständig zu werden.
Der promovierte ETH-Absolvent, der sein Brot einst als Bergführer sowie als Mathematiklehrer am Gymnasium Brig verdiente, machte sich zusammen mit zwei seiner Maturanden ans Werk. Mit Erfolg: Die neue Software bewährte sich. Und dank der schnell einsetzenden Mund-zu-Mund-Propaganda fand das Computerprogramm innert Kürze gar seinen Weg in die Verwaltungen anderer Krankenkassen. Unterdessen zählen drei Viertel der kleinen Schweizer Krankenkassen zur BBT-Kundschaft. Was sich wiederum bei weiteren Versicherungen herumsprach, weshalb neue Aufträge aus der Branche nicht auf sich warten liessen: Seit 1998 entwickelt die BBT Software zum Beispiel auch für die Suva, die «Zürich» und die CSS.
«Wenn mir jemand vor fünf Jahren vorausgesagt hätte, wo ich heute stehe, hätte ich nur gelacht», erzählt Biner. Seine GmbH hatte der Familienvater damals nur aus buchhalterischen Erwägungen heraus gegründet. Doch auch bei ihm kam der Appetit mit dem Essen: Biner ist daran, eine AG zu gründen, beschäftigt zehn Personen und arbeitet mit einer inzwischen als Marke registrierten Entwicklungsplattform. Die BBT Platform® umfasst Module für den elektronischen Zahlungsverkehr oder für Datenbank- und Druckeranbindungen. Diese erlauben es, schnell und kostengünstig Datenverwaltungstools für verschiedenste Anwendungen zu programmieren. So sind unter anderem Lösungen für kleine Fluggesellschaften, Schreinereien und Mittelschulen entstanden.
Namentlich von seinem Tool SportAgent verspricht sich Biner viel: Es unterstützt Sportgeschäfte im Rent-Bereich und wird vom Sportartikelgiganten Intersport vertrieben. Den technischen Support gewährleistet die Bison-Gruppe. Im Moment ist SportAgent nur in der Schweiz erhältlich, doch auf mittlere Sicht hat Biner auch den europäischen und den amerikanischen Markt im Auge.
Mit Lizenzverkäufen und Dienstleistungen setzt die seit den Anfängen profitabel wirtschaftende BBT Software im Jahr 2000 eine gute Million Franken um. Im anbrechenden Jahr sollen es bereits 1,3 Millionen werden. «Unser einziges Problem ist die Personalrekrutierung», erklärt Hermann Biner. Deshalb veranstaltet der Exlehrer auch IT-Schnupperkurse für Zermatter Sekundarschüler. Doch allein die Hoffnung, dass diese pädagogischen Anstrengungen einmal Früchte tragen werden, reicht nicht aus, um das weitere Wachstum zu garantieren. Seit Oktober betreibt die BBT Software deshalb in der Luzerner Vorortgemeinde Kriens eine Filiale. «In der Deutschschweiz lassen sich leichter Leute finden», kommentiert Biner, «zudem haben wir von Kriens aus einen schnelleren Zugang zu unseren Kunden.»
Am Standort Zermatt will Biner allerdings unbedingt festhalten. Mit ein Grund ist die Bergsteigerei: Weil viele seiner ehemaligen Kletter-Stammkunden nicht auf ihn verzichten mögen, bringt es der knapp 50-Jährige immer noch auf mehrere Dutzend Hochgebirgstouren im Jahr.
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