Mein erstes Cabrio war ein Fiat 500 Berlina, Jahrgang 1973. Korrekterweise muss ich sagen, dass das kein lupenreines Cabrio war. Es war eine Cabrio-Limousine, wie die Fachleute sagen, weil man das Dach nur bis zur Rückscheibe zurückklappen konnte. Das war aber kein Problem. Das Problem war, dass der Fiat 500 keine Klimaanlage hatte.

Wenn es Frühling wird, dann nimmt der ökologisch normale Mann sein Cabrio aus der Garage. Unter dem Begriff des ökologisch normalen Manns können wir all jene Männer einordnen, die nicht links von den Grünliberalen stehen.

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Frauen fahren seltener Cabrio. Das hat einen Grund: Frauen haben eine Frisur. Männer haben ganz selten eine Frisur, es sei denn, sie sind im künstlerischen Bereich tätig. Die spielen in unseren Betrachtungen aber keine Rolle, weil sie sowieso links von den Grünliberalen stehen.

Es geht für die meisten Männer also nicht darum, ob man Cabrio fährt oder nicht, sondern darum, was man fährt. Fährt man zum Beispiel einen Oldtimer, oder fährt man ein neues Modell?

Zur Beantwortung dieser Frage ist zuerst zu klären, warum man eigentlich Cabrio fährt. Man fährt Cabrio, weil es laut ist. Nur im offenen Wagen kann man heute noch das Röhren eines Achtzylinders hören. Normale Autos sind inzwischen besser schallgedämmt als jedes Tonstudio. Dann fährt man Cabrio, weil es schnell ist. Im offenen Wagen ist das Geschwindigkeitsempfinden deutlich höher als in einem geschlossenen Gefährt. Verstärkt wird das Tempogefühl durch den Wind, der einem die Frisur, hätte man denn eine, fast vom Kopf weht. Den Windschott gegen Zugluft, den manche Hersteller für die Frauen mitliefern, versteckt der Cabriofahrer darum zuhinterst im Keller.

Wer je in einem Bobsleigh sass oder Gokart fuhr, der weiss um eine weitere Dimension des subjektiven Tempos. Je näher man dem Boden ist, umso intensiver ist das Geschwindigkeitserlebnis. Das Tempo pulsiert dann im Hirn. Damit ist klar, dass ein offener Wagen nur ein offener Sportwagen sein kann. Die liegen schön flach auf der Strasse, beschleunigen in ein paar Sekunden von null auf hundert und kreuzen wie gewünscht im Wind. Alltagsautos und Familienkutschen mit offenem Verdeck hingegen sind eher peinlich. Es gibt ja auch keine Lastwagen als Cabrios.

Und damit wären wir beim Problem. Es ist bei uns nicht ganz einfach, von null auf hundert zu beschleunigen, weil alle hundert Meter eine Ampel steht oder die Bahnschranke gerade unten ist. Wenn aber ein Cabrio langsam fährt oder gar steht, ist es kein Vergnügen. Ohne den nötigen Fahrtwind brennt die Sonne nieder. Dann hilft nur eines: Klimaanlage ein.

Ich vermute, dass es für den ökologisch sensibleren Mann eine ziemlich abwegige Vorstellung ist, in einem offenen Sportwagen mit voll aufgedrehter Klimaanlage über Land zu gondeln. Aber ich weiss, wovon ich rede, ich hatte mal einen Fiat 500 Berlina.

Laut und sportlich muss es sein – das spricht für einen Oldtimer. Schnell und komfortabel muss es sein – das spricht für einen Neuen. Es geht also nicht anders: Wir brauchen zwei.

Ich empfehle einen Triumph oder einen MG aus den siebziger Jahren. Den bekommt man ab 20 000 Franken. Dazu wäre ein neuer Jaguar XK oder ein Maserati GranCabrio nicht schlecht. Die sind zwar ein bisschen teurer – aber der Bonus für 2010 ist ja schon eingetroffen.

 

Kurt W. Zimmermann ist Verlagsunternehmer. Er ist Kolumnist und Buchautor zu den Themen Medien und Outdoor-Sport.