«Es ist schön hier. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.» So eröffnete Peter von Matt seine Rede zum 1. August 2009 auf dem Rütli. Nicht ohne zu erwähnen, dass hinter ihm, im Berg drin, «die Hölle tobt»: 40-Tonner auf der Autobahn von Hamburg nach Rom. Die 30 Texte dieses Bandes zu «Literatur und Politik der Schweiz» erforschen die Seele dieses sauberen Landes zwischen Heidi und Geldwäscherei. Ein erstklassiger Lesespass.

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Aus dem Einführungstext «Die Schweiz zwischen Ursprung und Fortschritt» ist das dem ganzen Band den Titel gebende «Kalb vor der Gotthardpost» buchstäblich entsprungen. Hier beschreibt von Matt eine der Ikonen helvetischen Kunstschaffens, Rudolf Kollers 1873 entstandenes Gemälde «Gotthardpost». Es ist ein Auftragswerk zum Wechsel Alfred Eschers von der Nordostbahn zur Gotthardbahn-Gesellschaft, die kurze Zeit später die «Gotthardpost» obsolet machte. Das zu Tode erschrockene Kalb wird zur tragischen Figur – zum Opfer des rasanten Fortschritts.

«Fühlen ist einfacher als denken», sagt Peter von Matt in einem Aufsatz über die Sprache in der Demokratie. Er selber besteht auf dem Denken und hat mit seiner Textsammlung etwas geschaffen, das er dem Autor Jörg Steiner zuspricht: eine «gewaltige Kleinigkeit». 

Peter von Matt
Das Kalb vor der Gotthardpost
Carl Hanser Verlag, München
368 Seiten, Fr. 29.90