Die nichtinvasive Medizin bietet zwei handfeste Vorteile: Weniger Eingriffe bedeuten eine Erleichterung für die Patienten und gleichzeitig geringere Kosten des Gesundheitssystems. Doch die Herausforderungen der nichtinvasiven Medizin sind enorm. Ein gutes Beispiel ist die Überwachung wichtiger Blutwerte während einer Operation. So lässt sich zwar der Sauerstoffgehalt des Blutes schon heute ohne direkte Blutentnahme messen. Doch die bestehenden optischen Verfahren ergeben nur sehr schwache Signale, die aufwändig gefiltert und verstärkt werden müssen. Die grossen Medizinaltechnikunternehmen konzentrieren sich deshalb vor allem auf die Verbesserung der dabei eingesetzten Messgeräte.

Andres Tschupp dagegen, der 1999 die Sentec gründete, wählte einen anderen Weg: «Wir haben von Anfang an einen Innovationsschritt beim Sensor angepeilt», erläutert der 37-Jährige. Was vor gut zwei Jahren mit einem mit Bundesmitteln geförderten Projekt begann, ist mittlerweile zu einem funktionsfähigen Produkt geworden, das kontinuierlich die Sauerstoffsättigung im arteriellen Blut überwacht. Der Clou dabei: Gleichzeitig mit dem Sauerstoffgehalt erfasst der Sensor auch den Druck des Kohlendioxids. Ist dieser Druck nicht hoch genug, kann das Blut nicht bis in die feinsten Verästelungen fliessen. Eine Kontrolle ist besonders bei Patienten nötig, die während der Operation künstlich beatmet werden. Ein weiteres Plus des Sentec-Sensors ist seine kurze Reaktionszeit. Denn im Gerät steckt auch ein Sensorsignalprozessor. Er verarbeitet die Signale direkt am Entstehungsort, wo sie noch wenig gestört und deswegen auch leichter zu bearbeiten sind.

Der Mikroprozessor stammt aus der Schweiz und ist erst seit einigen Monaten auf dem Markt. «Als wir anfingen, haben wir bei potenziellen Zulieferern gezielt nach Neuentwicklungen gefragt, die kurz vor der Serienreife stehen», erinnert sich Tschupp. Ebenso akribisch kümmert er sich nun um die potenziellen Produktions- und Vertriebspartner. Der Sensor ist zwar noch in der klinischen Testphase, doch wenn die Tests abgeschlossen sind, hat Tschupp ehrgeizige Ziele: 10 000 Sensoren will der CEO im ersten vollen Jahr der Produktion verkaufen und danach die Stückzahl langsam verdreifachen. «Unsere Verhandlungen mit den Anbietern von IT-Systemen für Spitäler laufen sehr gut.»

Momentan strebt die Sentec eine zweite Finanzierungsrunde an. Vor anderthalb Jahren wurde das Kapital des Start-ups auf über neun Millionen Franken aufgestockt, nun sollen zehn zusätzliche Millionen aus der 13-köpfigen Entwicklungsfirma ein vollständiges Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern machen. Als Exit kann sich Tschupp durchaus einen Verkauf seiner Firma vorstellen. «Aber bevor wir darüber verhandeln, wollen wir auf eigenen Füssen stehen», erklärt der CEO.
Partner-Inhalte