In der Schweiz halten 12 Prozent der Manager Korruption in ihrem Land für weit verbreitet. Damit belegt die Schweiz hinter Finnland, Schweden und Dänemark Rang 4 in der Korruptions-Rangliste von EY, wie das Wirtschaftsprüfungs und Beratungsunternehmens am Mittwoch mitteilte.

Am schlechtesten in Europa schneiden Kroatien, Slowenien und Serbien ab, in denen 92, 87 beziehungsweise 84 Prozent der Manager der Meinung sind, Korruption sei bei ihnen an der Tagesordnung.

EY hat für diese Rangliste 3'800 Finanzchefs, Leiter der Revision, Rechts- und Compliance-Abteilungen aus 38 Ländern befragt. 100 Befragte stammen aus der Schweiz.

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Gesamt- und Eigenbeurteilung klaffen auseinander

In der Schweiz steht es gemäss der Mitteilung von EY jedoch trotz der Spitzenplatzierung um die Compliance - also um die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien - im Vergleich zu den Nachbarländern nicht nur gut.

So würden immerhin 17 Prozent der befragten Schweizer Manager in einer Notlage des Unternehmens versuchen, mit Zuwendungen einen Auftrag zu erhalten. Der Schnitt in Westeuropa liegt bei 14 Prozent . Auch zu eigentlichen Schmiergeldzahlungen würden sich mit 12 Prozent etwas mehr Schweizer Manager hinreissen lassen als in den Nachbarländern (11 Prozent ).

Ebenfalls halten es mit 4 Prozent etwas mehr Schweizer Unternehmensführer für gerechtfertigt, in wirtschaftlich schwierigen Situationen das Finanzergebnis zu schönen (Westeuropa 3 Prozent).

Schweizer Manager sind demnach eher bereit, die Regeln zu brechen als ihre westeuropäischen Kollegen. Umgekehrt sind diese jedoch davon überzeugt, dass in ihren Ländern die Compliance häufiger verletzt wird als in der Schweiz.

So halten Manager in Westeuropa im Durchschnitt nicht nur das Wirtschaftsleben in ihrem Land für korrupter als dies Schweizer Manager tun. Jeder dritte ist auch überzeugt, dass Finanzergebnisse besser dargestellt werden, als sie tatsächlich sind. In der Schweiz ist nur knapp jeder vierte dieser Ansicht (22 Prozent).

Schweizer sind skeptischer gegenüber neuen Regeln

Umgekehrt zeigen sich Schweizer Manager skeptischer gegenüber Regeln in ihrem eigenen Unternehmen und gegenüber Regulierungen allgemein. So bewerten nur gerade 20 Prozent der Befragten die aufgestellten ethischen Standards in ihrem Unternehmen als gut. In Westeuropa tun dies 26 Prozent.

Über die Hälfte der Schweizer Manager (53 Prozent) sind zudem der Meinung, dass eine verstärkte Regulierung den Geschäftserfolg des Unternehmens erschwert. In Westeuropa ist mit 40 Prozent der Anteil deutlich geringer.

(awp/sda/ccr)