Frank Koch ist ein Stahlmanager und Chef von Swiss Steel. Und er gehört zu den Topverdienern in der Industrie. Sein Salär für 2023 liegt gemäss Geschäftsbericht, der heute publiziert wurde, bei 1,82 Millionen Franken.

Seine Firma durchlebte 2023 ein miserables Jahr. Der Aktienkurs brach ein, ebenso der Umsatz und das Ergebnis: Der Verlust beträgt satte 295 Millionen Euro. Im Vorjahr erwirtschaftete der Stahlmanager noch einen Reingewinn von 9 Millionen. Dafür kassierte er stolze 2,6 Millionen – davon allein knapp 1 Million als variabler Teil, also ergebnisbezogen.

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Bei anderen Industriefirmen, die noch dazu viel erfolgreicher sind, gönnt man sich keine solch fürstlichen Lohnverhältnisse. Der Eisenbahnbauer Stadler Rail vermeldet für 2023 einen Gewinn von 138 Millionen Franken, der Chef erhält 1,9 Millionen – also nur ganz wenig mehr als Koch. Beim deutschen Stahlkonzern Salzgitter, der 2023 einen dreistelligen Millionengewinn einfuhr, verdient der CEO 1,8 Millionen – gleich viel wie Koch, der einen dreistelligen Millionenverlust ablieferte. 

Man kann im Fall von Swiss Steel von einem Missverhältnis sprechen, ausgelöst durch ein Lohnmodell, das die Realität nicht reflektiert. Da muss der Verwaltungsrat, bei dem das Interesse der Aktionäre und Aktionärinnen zuvorderst sein muss, über die Bücher. Im Interesse der Kapitalgeber. Und im Interesse der Mitarbeitenden und des Publikums. Vor allem ist es kein gutes Zeichen nach innen, denn die 9000 Stahler und Stahlerinnen werden schlecht verstehen, wenn oben derart grosszügig honoriert wird, während sie abgebaut werden.

Noch dazu dürfte das Missverhältnis auf das breite Publikum abstrahlen – und dazu beitragen, dass wenig zielführende Vorlagen wie die 13. AHV-Rente eine Mehrheit finden. Leistungen annehmen, ohne dass die Finanzierung sichergestellt ist? Das scheint salonfähig zu werden. Damit das Volk wieder auf einen Kurs einschwenkt, bei dem zuerst verdient, was später verteilt wird, braucht es keine Negativbeispiele aus der Wirtschaft – wie eben dasjenige von Swiss Steel. Der Firma bleibt zu hoffen, dass sie einen überzeugenden Turnaround hinkriegt – und dann hat auch niemand etwas dagegen, wenn eine Parforce-Leistung honoriert wird.

Tina Fischer
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