Gemeinhin wird das Weltsozialforum als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum verstanden, in dessen Schatten, gemessen an der Medienpräsenz, es weiterhin steht. Das diesjährige Treffen in Dakar wurde selbst von der «NZZ» als Erfolg bezeichnet. Eindruck machte offenbar die Tatsache, dass rund 90'000 Menschen aus der ganzen Welt am Forum teil-nahmen, das besonders von Migranten, Frauen und Bauern geprägt wurde. Die Organisatoren qua-lifizierten auch die gleichzeitig stattfindenden Revolten in Tunesien und Ägypten als «Glücksfall». Was will denn dieses Weltsozialforum? Gemäss eigener Charta der Prinzipien widersetzt es sich dem «Neoliberalismus und der Herrschaft der Welt durch das Kapital und jeder möglichen Form des Imperialismus» und engagiert sich im «Aufbauen einer planetarischen Gesellschaft, die auf fruchtbaren Verhältnissen innerhalb der Menschheit und zwischen dieser und der Erde gründet». Es steht auch «in Opposition zu einem Prozess der Globalisierung, der befohlen wird von den gros-sen multinationalen Konzernen, von den Regierungen und internationalen Institutionen, die den Interessen dieser Konzerne zu Diensten sind». Die Alternativen seien so zu gestalten, dass eine Globalisierung in Solidarität als vorherrschendes neues Stadium in der Weltgeschichte sicherge-stellt wird. Allerdings dürfen die Gescholtenen entweder gar nicht (z.B. Parteienvertreter) oder lediglich als Einzelpersönlichkeiten eingeladen werden (z.B. Regierungsmitglieder und Staatsbeamte). Schliesslich habe die kapitalistische Globalisierung rassistische, sexistische und umweltzer-störende Dimensionen. Gingen nicht Millionen von Menschen in Tunesien und Algerien auf die Strasse, um mit Hilfe des kapitalistischen Facebooks imperialistische Despoten zu stürzen? Finanziert nicht die globalisierte Wirtschaft erfolgreiche Welternährungsprogramme, um Hungernde zu unterstützen? Bitten nicht Millionen von arbeitslosen Familienvätern weltweit um Teilhabe an ebendieser globalisierten Welt, damit sie ihren Kindern eine bessere Zukunft finanzieren können? «Eine andere Welt ist möglich» – solange sie nicht real umgesetzt werden muss.

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