Wir sassen am Abend beim Aperitif, und irgendwie kam die Rede auf die derzeit allgegenwärtige Genderfrage. Einer in der Runde erzählte dann, ein Freund von ihm sei in letzter Zeit immer mehr «pan-gender» geworden.

«Wie?», fragte ich. Ich lernte es an diesem Abend. «Pangender» bedeutet, dass eine Person keine Vorselektion vornimmt, mit welchem Geschlechtszustand sie sich auf der Gegenseite einlässt. Das können Heterosexuelle sein oder Transgender oder Binäre oder was auch immer.

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Es gibt inzwischen 60 offizielle Definitionen der Geschlechtszugehörigkeit, von A wie Androgynie bis Z wie Zwitter. Vor drei Jahrzehnten hatte es im allgemeinen Verständnis deren drei gegeben. Männlich, weiblich oder irgendwie dazwischen.

Damit sind wir bei einer kleinen Quizfrage: Welches sind die homosexuellsten Tiere dieser Welt?

Die Antwort ist etwas überraschend. Die Giraffen sind die schwulsten Tiere der Welt. 90 Prozent der Paarungen bei den höchstgewachsenen Vierbeinern sind sexuelle Aktivitäten zwischen zwei Männchen, bei denen sie aufeinander aufspringen. Nur wenn dringend Nachwuchs nötig wird, nimmt sich ein Männchen auch mal ein Weibchen vor.

Erst ein Tabuthema

In der Geschichte der Biologie ist die Genderfrage im Tierreich ein höchst interessantes Studiengebiet. Lange war sie ein Tabu. Erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts erschienen wissenschaftliche Untersuchungen, die zweifelsfrei belegten, dass unter Tieren häufig auch die Männchen mit Männchen und die Weibchen mit Weibchen Sex haben. Delfinen und Bonobo-Affen etwa ist es völlig egal, ob es sich beim Partner um Mann oder Frau handelt.

Der britische Antarktis-Forscher George Murray Levick beobachtete 1911 als Erster, dass männliche Adelie-Pinguine gern mit männlichen Adelie-Pinguinen kopulierten. Forscher Levick hielt das für ein «verkommenes Verhalten». Nach seiner Rückkehr publizierte er das Buch «Antarctic Penguins». Das Treiben der Adelie-Vögel aber fehlte darin, es wurde bei der Publikation unterdrückt, weil das dem Publikum nicht zuzumuten war.

Die Episode ist in der Biologie bekannt geworden, weil sie eines der ersten Beispiele war, welche die sogenannte Natürlichkeit der Natur in Frage stellten. Zuvor hatte auch dieForschung, wie von Charles Darwin vorgelebt, ein eher romantisiertes Bild der Natur gezeichnet. Hier verkehrten nur Männchen mit Weibchen, und der Zweck der Übung war es, möglichst viele Nachkommen auf die Welt zu setzen.

Tiere sind der Zeit voraus

Die katholische Kirche übernahm noch so gerne diesen Irrglauben und pochte auf das übergeordnete «Naturrecht», das beispielsweise gleichgeschlechtliche Handlungen untersagte.

Inzwischen weiss die Forschung, dass es beim Reichtum sexueller Varianten nicht den geringsten Unterschied zwischen Zoologie und Humanbiologie gibt. Es gibt hier wie dort eine Unmenge von Formen, die nicht der Fortpflanzung dienen.

Bei den Hausschafen etwa weigern sich zehn Prozent der Böcke, sich mit Weibchen zu paaren, tun das aber bereitwilligst mit anderen Böcken. Weitere 20 Prozent sind bisexuell. Bei den weiblichen Möwen wiederum sind rund 15 Prozent nur an anderen Weibchen interessiert.

Auch neue gesellschaftliche Trends wie Homo-Paare mit Kindern haben die Viecher vorweggenommen. Bei etwa einem Viertel der Trauerschwäne leben zwei homosexuelle Partner zusammen. Sie vertreiben ein Weibchen aus dem Nest, stehlen die Eier und ziehen die Pflegekinder auf.

Tiere, wie man sieht, sind der Zeit voraus.

Die katholische Kirche übernahm noch so gerne Darwins Irrglauben und pochte auf das übergeordnete «Naturrecht».