Herr Saffaye, an den Börsen treibt der Hype um die künstliche Intelligenz (KI) die Kurse potenzieller Profiteure nach oben. Chip-Hersteller Nvidia weist bereits ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 200 aus. Wie nachhaltig ist die Rally?

Es ist das höchste KGV, das ich seit Jahren gesehen habe. Als Investor muss man sehr skeptisch sein. Es ist schon viel Perfektion in den Kursen enthalten. Beim ersten Zeichen, dass die KI-Story die Umsätze doch nicht so schnell in die Höhe bringt wie erhofft, wird der Kurs nach unten kommen. Aber neben dem Hype und den Fallgruben bietet die KI grosse Chancen.

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Wo stehen wir, verglichen mit dem Internet? Ganz am Anfang oder schon bei der Einführung der E-Mail?

Wir stehen am Ende des Anfangs. Durch ChatGPT hat jeder gesehen, dass KI funktioniert. Nun sehen wir die nächste Phase heraufziehen. Jetzt beginnen Firmen, KI für sich zu nutzen. Praktisch jedes Unternehmen muss sich Gedanken über seine KI-Strategie machen. Das kann der CEO sein, der die KI am Morgen fragt, wie die Geschäfte in Asien gelaufen sind. KI ist ein mächtiges Werkzeug. Jene, die sie nutzen können, werden profitieren, jene, die das nicht tun, fallen zurück. Dies im echten Geschäft und auch an der Börse.

Im Internethype stellten sich die wahren Gewinner erst heraus, nachdem die Dotcom-Blase geplatzt war. Ist es dieses Mal wieder so?

Wer die Gewinner sind, werden wir erst rückblickend wissen. Es könnte irgendwo eine unbedeutende Firma geben, die über das KI-Modell der Zukunft verfügt.

Bei welchen Themen sind Sie, abgesehen von KI, optimistisch?

In der Medizin werden genetische Therapien oder Smart Cures das derzeitige Modell disrumpieren. Es gibt 10'000 seltene Krankheiten, von denen die meisten unbehandelt sind, die aber alle mit der heutigen Technologie behandelt werden können. Der Umsatz mit genetischen Arzneimitteln könnte in den nächsten zwei Jahrzehnten von 7 auf über 1000 Milliarden Dollar ansteigen. Dann läuft eine Revolution, wie wir alle Mobilität nutzen, die «Passenger Economy». Von E-Auto-Batterien bis 5G, vom autonomen Fahren bis zu grünem Wasserstoff – das Thema bietet ein enormes Wachstumspotenzial.

Die Euphorie um KI hat die Börsen nach oben gerissen. Wie geht es weiter?

Die Hausse steht auf dünnen Beinen. Die Gewinne im S&P 500 basieren auf einer Handvoll Aktien. Die machen aber ein Viertel des Index aus. Würde man die Gewinne dieser Aktien abziehen, läge der Index sogar im Minus. Viele Investoren stehen an der Seitenlinie und warten auf die Rezession. 

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Erich Gerbl
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